Resilienz beginnt bereits im kleinen, im täglichen Umgang miteinander. Wer hat
es nicht schon erlebt, dass jemand bei einem Wort, einem Kommentar oder einem
Handzeichen eines Gesprächspartners einfach ausrastet
. Das kleinste
Fünkchen reicht hier bereits aus, um ein großes Feuer, im schlimmsten Fall
sogar eine Explosion zu bewirken.
Hier haben sich bereits sehr viele Dinge aufgestaut, haben schon zu viele Verletzungen stattgefunden, ist die Badewanne - oder das Fass - bereits gut gefüllt und bereit, überzulaufen.
Selbst in alltäglichen Gesprächen merkt man bereits, dass viele keine Kritik vertragen. Wenn diese positiv ausfällt, wollen sie diese nicht wahrhaben. Im Extremfall brechen sie bereits in Tränen aus. Fällt sie negativ aus, bricht eine Welt zusammen. Ist das etwa die Entwicklung, die wir überall sehen?
Ob diejenigen Recht haben, die unserer Gemeinschaft eine generelle Reizüberflutung attestieren oder ob es sich um eine gesellschaftliche Entwicklung handelt, die sich langsam eingeschlichen hat, ist schwer zu beantworten.
Wir werden tagein, tagaus von Informationen überschwemmt, ob diese für uns sinnvoll erscheinen oder nicht. Dieses Grundrauschen lässt den einen vermeintlich kalt, der andere wiederum kümmert sich um jede Nachricht, prüft deren Inhalt auf sachliche, für ihn sinnvolle und / oder wichtige Fakten und ordnet diese dann ein. Wer ist nun mehr von der Flut an Informationen betroffen? Der Erste, der das alles über sich ergehen lässt und dadurch emotional abstumpft, oder der Zweite, der unendlich viel Zeit investiert? Genau solche Fragen sind problematisch.
Viele Fragestellungen wollen vereinfachen, führen aber zu nichts. Denn komplexe
Sachverhalte kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten. Bei der Frage.
Kaffee oder Tee
mag das noch halbwegs gelingen, aber bei vielen
Themenbereichen bringt einen das in vielen Fällen auf eine falsche Spur. Nehmen
wir einmal neben dem obigen Beispiel die Frage: Atomkraft
oder
Wärmepumpe
? Wer hier mit der sofortigen Beantwortung Probleme hat, kennt
die Problematik.
Hier zielt bereits die Fragestellung nach dem bekannten Schwarz- / Weiß-Schema auf eine klare Antwort. Doch gibt es nicht dazwischen, also im Bereich von 0 bis 100 viele Stufen dazwischen? 99 Möglichkeiten, sich des Themas zu nähern? Die Möglichkeit, aufeinander zuzugehen oder sich den Gedanken der anderen Sichtweise einmal zu öffnen?
Haben wir es uns als Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten zu gut gehen lassen? Diese Frage stellt sich uns immer häufiger und zwar auf mehreren Ebenen und in unterschiedlicher Ausprägung bei den meisten Themen.
Wenn das Konkurrenzdenken zugunsten eines besseren Gemeinschaftsgefühls schon im frühen Kindesalter geopfert wird, dann kann es weder Gewinner noch Verlierer geben. Dann kann niemand mehr erfahren, wie man mit Niederlagen oder Siegen umgeht. Im später eintretenden Ernstfall ist man dann nicht mehr in der Lage, die Situation zu beherrschen. Wer ist dann noch bereit, Risiken einzugehen, um auf irgendeinem Gebiet besser zu werden? Man erfährt nie, wo man in der Gesellschaft steht, was man gut (besser!) kann und damit der Gemeinschaft einen Mehrwert bietet. Wie soll sich solch eine Gesellschaft dann weiterentwickeln?
Was wäre, wenn…
…wir Kritik als das annehmen, was sie ist - die Meinung eines Anderen.
…wir diese andere Meinung nutzen, um daran zu wachsen und nicht den Anderen zu bewerten.
…wir unsere Position in der Gesellschaft durch zahlreiche Kritik ermitteln und untermauern können?
Stefan Brackmann und Maren Zaidan
die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN