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Mauern

Wenn mein Handwerker den falschen Verein mag

Stefan Brackmann, 24. August 2024 03:00 Uhr

Muss man mit Menschen reden,deren Ansichten man nicht teilt?

In den letzten Wochen wurde immer mehr von Mauern gesprochen. Und vom Einreißen dieser. Und um Brände soll es dabei auch noch gehen. Es geht die Einsicht um, dass es nur noch zwei Lager gibt, diejenigen, die Brandmauern errichten und andererseits diejenigen, die diese einreißen würden. So unversöhnlich sich diese beiden Spezies aktuell begegnen, zeigt es doch ein durchaus kleingeistiges Verhalten auf, welches einmal veranschaulicht werden sollte.

Vielleicht beginnen wir einmal mit einem kleinen Gedankenexperiment. Um Mauern zu errichten, benötigen wir einen Maurer. Da wir es eilig haben, telefonieren wir ein wenig und finden einen geeigneten Baupartner in der Nähe. Aufgrund eines stornierten Auftrags hat er gerade Zeit. Warum dieser storniert wurde, spielt aktuell keine Rolle, kann aber durchaus auch einmal thematisiert werden oder ergibt sich aus den nächsten Zeilen.

Ein Termin ist schnell vereinbart und das übliche Vorgespräch schnell erledigt, ist doch eine einfache Mauer, die auch noch einen gewissen Brandschutz bietet, einfach zu erstellen. Nur noch die geeigneten Steine im Katalog ausgesucht und schon kann die Arbeit beginnen. Nun kommt der Meister am nächsten Tag mit seinem Privatauto vorgefahren, welches ihn unmissverständlich als Fan des Fußballclubs auszeichnet, den der Bauherr überhaupt nicht leiden kann.

Wie geht man nun mit dieser Situation um? Storniert man sofort den Auftrag oder stellt den Maurer zur Rede und bittet ihn aus persönlichen Gründen, demnächst mit einem anderen Fahrzeug zu kommen, denn die Nachbarn…

Einen Mauerbau kann man ja zur Not verschieben, aber was ist mit einem Wasserrohrbruch? Wenn der Monteur bei einem extrem klimasensitiven Hausbesitzer mit einem alten, rußenden Diesel vorfährt.

So kann man sich viele Situationen vorstellen, sei es der Herzchirurg, den man zu Schulzeiten kannte und nicht positiv in Erinnerung wähnt. Die Bäckereifachverkäuferin mit einem extrem nervenden Kind, welches alles darf und das gerne ausnutzt, um mein Kind zu drangsalieren.

Alles alltägliche Begebenheiten, in denen wir die sachliche Situation in der Regel vorziehen. Die Mauer muss gebaut, das Wasserrohr wie das Herz instand gesetzt werden und das nächste Frühstück ruft.

Auf politischer Ebene läuft das gerade allerdings genau umgekehrt ab. Hier wird die persönliche Ebene, wie die Parteizugehörigkeit, vor die Sachebene gestellt. Ist das jedoch bei Fragen wie dem Bau eines neuen Spielplatzes oder der Renovierung der örtlichen Schule sinnvoll? Sicherlich gibt es Grenzen für eine gemeinsame Vorgehensweise, sicherlich muss man nicht jede politische Strömung mögen, aber die Belange der Menschen vor Ort sind wichtiger als die Farbe meines Lieblingsvereins, die Automarke oder das bevorzugte Getränk des Gegenübers.

Denn nichts anderes lässt das Wort Demokratie zu, denn die Politik sollte dem Menschen (vor Ort) dienen und nicht dem handelnden Politiker sein Amt sichern.


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FÖDERALEN