Themen > Wochenrückblick

Statusmeldung

Ich bin echt geil!

Maren Zaidan, 17. August 2024 03:00 Uhr

Social Media ist inzwischen Pflicht!

Menschen, die den Weg versperren, weil sie beim Brot kaufen posen müssen und ein Foto ihrer selbst beim Bäcker auf Social Media brauchen. Menschen, die das Brötchen für die Statusmeldung fotografieren müssen. (Gibt es zwischen den 2 Handlungen eine Korrelation?) Menschen, deren wichtigste Beschäftigung am Tag die Statusmeldungen sind und die Prüfung der Abrufzahlen.

Menschen, die keine Freunde, aber tausende Follower haben. Gruppen von Teenagern, die auf Befehl der Eltern Zeit zusammen verbringen müssen und deshalb diese Zeit auf dem Smartphone verbringen (und dann miteinander schreiben!?!). Immer mehr Sozialphobiker. Immer mehr Einsamkeit. Immer mehr Menschen, die sich aufgrund ihrer Medienteilnahme geil fühlen, aber das reale Leben ausblenden. Menschen, welche sich mit Freunden oder Familie treffen, um sie dann mit dem Smartphone auszublenden.

Es geht alles nur noch darum zu zeigen, dass man selbst wichtiger, cooler, geiler, besser, schöner, sexier… ist, als der Rest der Welt. Bescheidenheit und Anteilnahme am Leben anderer sind heute schlechte Eigenschaften, für die es mehr Kritik als Anerkennung gibt. Wer nicht mitmacht, wird ausgeschlossen. Denn, wenn du nicht mitmachst, bist du nicht so - was auch immer!

Seit den ersten Sozialen Netzwerken (MySpace!) sind die Korrelationen zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und den spezifischen Netzwerken bekannt. Doch als das alles anfing, fühlten sich viele Jahrgänge zu alt für solchen Quatsch und die ersten Nutzer hatten zumindest ein paar Jahre ihres Lebens ohne all das gelebt. Inzwischen sind Jahrgänge erwachsen, für die es nie eine Welt ohne all das gab.

So manche Eltern vergessen die Kinder zu Gunsten des Smartphones. Die Kinder selbst verbringen so viel Zeit mit den Sozialen Netzwerken, dass sie von ihnen geprägt werden. Es gibt KI-Kopien von Promis, damit Minderjährige jemanden zum reden über ihre Probleme und Sorgen haben! Was ist also wichtiger, als sich cool darzustellen und alles über sich online zu haben? Die am Anfang “zu alten” sind inzwischen geistig verjüngt und überleben nicht mehr ohne die Bühne der Selbstdarstellung.

Hinter die Kulissen schauen sollte man vielleicht nicht. Hätte man für all den Kram Zeit, wenn man sich Zeit für die wichtigen Menschen im eigenen Leben nimmt oder eben diese überhaupt erst einmal hätte??

Die wichtigste Frage ist, wie soll diese Gesellschaft weitergehen, wenn die größte Liebe des Lebens das eigene Profil ist?

Für wen wärst du wirklich da, wenn es hart auf hart kommt? Wer wäre für dich da, wenn gerade der Boden unter dir einbricht? Wer ist mehr wert, deine Follower oder echte Freunde und Familienmitglieder? Was kannst du dir davon kaufen, dass jeder täglich deinen Kussmund, deine geile Figur, dein Essen und dein Leben sieht?

Was sagt es über unsere menschliche Beziehung, wenn dir deine Sozialen Medien wichtiger sind als unsere Beziehung, egal welcher Art diese ist? Was sind dir die anderen Menschen in deinem Umfeld wert? Das Jugendwort NPC sagt meiner Meinung nach genug darüber aus.

Statt der oft beworbenen Zeit ohne Smartphone, Computer und Co. wäre es wichtiger, wenn Menschen den Sinn und die Wirkung solcher Handlungen und Statussymbole hinterfragen. Wir brauchen keinen Tag in der Woche ohne Posting, Statusmeldung oder online sein, wir brauchen das Selbstverständnis für die richtigen Prioritäten. Inzwischen müssen wir nicht mehr darüber reden, ob KIs uns überflüssig machen. Die meisten von uns beweisen sich gerade täglich gegenseitig, dass der andere egal ist.

Und jetzt schau dich um und rede mit dem nächsten Menschen in deiner Nähe oder ruf den ersten Menschen, der dir einfällt, an und verabrede dich - ohne Smartphone!


Maren Zaidan
Bundesvorsitzendee
DIE FÖDERALEN