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Fehlende Fähigkeiten

Vorhandene Aggression

Maren Zaidan, 20. Juli 2024 03:00 Uhr

Das ist Fakt!

Eine aktuelle Studie zeigt den Zusammenhang zwischen der Denkweise sowie dem Umgang der Eltern von Grundschülern und dem wissenschaftlichen Denken der Kinder. Es wird beschrieben, dass es drei Kategorien von Überzeugungen gibt: das Absolutistische Annahmesystem (hier steht das Wissen fest und ist unveränderlich), das Multiplistische Annahmesystem (hier ist Wissen subjektiv und jede Meinung ist gültig) und das Evaluativisische Annahmesystem (hier ist Wissen vorläufig und ändert sich durch neue Evidenzen). Kleine Kinder hängen dem ersten System an, gehen in der Jugend in das Mulitiplistische System über und manche Menschen erreichen als Erwachsene das Evaluatistische Annahmesystem. Bereits die Studie kritisiert, dass in Schulen beispielsweise die Naturwissenschaften als Faktenwissen, welches feststeht, dargestellt werden. In der Wissenschaft ist hingegen bekannt, dass es kein feststehendes Wissen gibt. Das Ergebnis der Studie zeigte, wie stark die Denkweise der Eltern die Fähigkeit, wissenschaftlich zu denken, prägt.

Nun kommen wir zum gesellschaftlichen Teil. Die Innovationskraft in Deutschland lässt deutlich nach. Immer öfter wird, nicht nur von uns, mehr Eigenverantwortung gefordert. Weltweit werden die Menschen seit Jahren immer aggressiver, wenn eine subjektive Meinung nicht ihrer eigenen entspricht. Dinge, welche kein endgültiges Forschungsergebnis haben können, gelten plötzlich als feststehend.

Obwohl man sich bei den aktuellen Entwicklungen die Frage stellen muss, ob ein relativ hoher Anteil auch die zweite Stufe der Annahmesysteme auch im Erwachsenenleben nicht erreicht, geht man meist von bis zur höchsten Stufe in allen Bereichen entwickelten Erwachsenen aus. Dabei ist wiederum bekannt, wie viele Familien dysfunktional sind und somit auch wie hoch der Anteil von Bürgern ist, welche durch eigene Probleme in der ein oder anderen Situation auf kindliche Verhaltensweisen zurückfallen.

Das Bildungssystem und die steigenden Studierendenzahlen sind ein fragwürdiges Argument. Hier stellt sich der Zweifel ein, wie Schüler und Studenten Tests bestehen und was hier in Wirklichkeit getestet wird. Der Wechsel von der Schule zur Universität zeigt oft, wie sehr die Schule das wissenschaftliche Denken und Arbeiten ausgelassen hat. Das Universitätssystem wurde verschult und im Notensystem wird seit langem von einem Kuschelsystem gesprochen.

Können wir also die Gesellschaft retten, indem wir die Erwachsenen mehr bevormunden, entmündigen und von dummen Bürgern ausgehen? Sollte die Politik mehr Regeln machen und damit die Entscheidungsmacht des Einzelnen nehmen?

Nein. Eindeutig nicht.

Es muss in allen Bereichen wieder mehr Diskussion zugelassen werden. Es darf keine Medien mehr geben, welche Menschen, die von einer Standartmeinung abweichen als dumm darstellen. Kinder und Jugendliche müssen ideologiefrei und wissenschaftsnah gebildet werden. Die Geschichte der Wissenschaft muss erläutert werden, aber mit der Betonung, dass es immer weitergeht und wir nicht am Ende sind. Wie wäre es, wenn man lernt, andere Meinungen als das wahrzunehmen, was sie sind: subjektive Wahrnehmungen eines Einzelnen. Vielleicht fehlt dem Gesprächspartner ein wichtiger Impuls, ein Hinweis oder ein Baustein, um seine Wahrnehmung zu ändern. Hass nur auf andere Meinungen aufzubauen ist selten gerechtfertigt und diese Reaktion sollte sich auch nicht im Erziehungssystem einnisten.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN



Quelle:
https://www.fr.de/panorama/erziehen-tipps-eltern-wissenschaftliches-denken-entwicklungs-psychologie-wissen-kinder-intelligent-zr-93187415.html