Aus unserem ersten Teil (LINK) ergibt sich eine Frage: Warum sind wir so
oberflächlich geworden und reagieren nur noch auf grobe Verstöße und knallharte
Worte?
. Anders gefragt: Wo sind unsere Antennen für die kleinen Dinge
geblieben, egal ob es kleine Verstöße, elegante Kritiken oder die kleinen
Freuden des Lebens sind?
Diese Fragen sind sehr relevant, da die Akteure um
Aufmerksamkeit ringen und uns am Ende oftmals nur das liefern, was uns auch
erreicht.
Wenn soziale Medien und im Allgemeinen fast alle modernen Medien auf die gleiche Art und Weise nur noch kurze, schnelle Beiträge bevorzugen,die am besten auch nur noch nebenbei konsumiert werden, ist niemandem damit geholfen. Nur noch die extremsten Dinge finden dann den Zugang zu unserer bewussten Wahrnehmung
Es folgt eine immer weitergehende Enthemmung - Filme, Videos, Fotos müssen noch brutaler, härter, lauter sein, um uns selbst oder unseren Freunden zu beweisen, dass wir noch härter sind? Wir merken nichts mehr und verlieren damit auch unsere Empathie und die Gabe uns selbst Schmerz zuzugestehen.
Ebenso sind einfache, auf den nicht hinterfragen Standpunkt reduzierte Stammtischparolen leichter zu verarbeiten als intellektuelle Reden. Die Lust auf Bildung, Nachdenken, Recherchieren und eine eigene Meinungsbildung wird unterdrückt. Denken ist ja auch anstrengend und das können andere für uns übernehmen, auf die wir dann wieder…
In der westlichen Welt herrscht zudem eine Bevorzugung von laut und extravertiert vor. Also stehen die Rumpuffe schneller im Rampenlicht, werden wiederum zu Vorbildern und fördern ihresgleichen. Das Leise, Introvertierte geht dabei schnell unter. Diese Tendenz prägt dann auch die Gesprächskultur.
Mit brutalen Reden erhalte ich Aufmerksamkeit, komme schneller und besser ins Gespräch bei Bekannten oder Freunden. Es schafft im besten (schlimmsten!) Fall die Grundlage für gemeinsamen Spaß (Döp Dö Dö Döp) und ist einfacher, als über die Themen tiefgründig zu diskutieren und zu philosophieren.
Vielfach wird sozialen Verbindungen der Wert abgesprochen (Familie, Freunde, …), damit entledigt man sich aber auch wieder einer Verantwortung. Nämlich die soziale Verpflichtung, genauer hinzuschauen, wenn es anderen nicht gut geht, sie Ängste plagt oder Hilfe benötigen. Denn dieses Flehen, diese Ängste sind nicht laut, sondern kommen meistens sehr leise daher.
Alles zusammen ist das die Grundlage für eine entwertete Gesellschaft, die nur noch ihren eigenen Spaß in den Vordergrund stellt, Verantwortung auf andere abwälzt und diese im Zweifelsfall dann für die Unfähigkeit, die eigenen Fehler und Verfehlungen zu bereinigen auch noch an den Pranger stellt.
Wer über diese Dinge intensiver nachdenkt, wird vieles, nur eine definitiv nicht: Ärmer an Eigenverantwortung, Bewusstsein für andere und Antennen für das Wesentliche.
Stefan Brackmann und Maren Zaidan
die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN