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Preis oder Wert?

Wenn uns etwas bewusst wird!

Stefan Brackmann, 18. Mai 2024 03:00 Uhr

Gibt es das auch kostenlos?
Heute kennt man von allem den Preis, von nichts den Wert.

Dieses Zitat von Oscar Wilde kommt mir immer in den Sinn, wenn wieder einmal eine Diskussion über Preise stattfindet.

Wer kennt sie nicht, die Schnäppchenjäger, die Plattformteiler oder sogar die ganz schlauen, die Sicherheitsbarrieren umgingen. Zu Beginn betraf es zum Beispiel den Streamingdienst Premiere, der versuchte, mit eigener Hardware nicht zahlende Zuschauer auszusperren. Des Deutschen liebster Sport trieb die Menschen nicht auf die Sportplätze, sondern in die Illegalität! Da es sich um ein vermeintliches Kavaliersdelikt handelt, fühlte man sich im Umfeld weiterer Kavaliere sehr wohl.

Hier fängt es an, interessant zu werden. Der Fußball ist mittlerweile zu einer Milliarden- Industrie aufgestiegen. Wer bei den Preisen für die Stars von modernem Menschenhandel spricht, ist wohl von der Wirklichkeit nicht weit entfernt. Ob diese Preise, Ablösesummen und Honorare gerechtfertigt sind, ist eine berechtigte und nachvollziehbare Frage. In einem freien Markt wird das so lange weitergehen, bis das Rad irgendwann überdreht wird. Wie auch immer, das Geld dafür muss auch erst einmal verdient werden, bevor man es ausgibt. Und so werden von Jahr zu Jahr die Preise erhöht, die Leistung aufgeteilt oder immer mehr Werbung geschaltet.

Das passiert gerade bei vielen Produkten, insbesondere im Bereich der digitalen Medien. Jeder YouTube-Nutzer kann ein Lied davon singen. Selbst Premium-Kunden bekommen wohl mittlerweile Werbung eingespielt. Bald benötigt man wohl ein Premium-Plus-Abo. Hier kommen wir nun zum Kernproblem! Wir nutzen gerne zahlreiche Plattformen, verbinden sie uns doch mit der Welt da draußen, erleichtern uns die Kommunikation und vieles andere. Ein Großteil der Anwenderprogramme ist kostenlos. Kostenlos? Nicht wirklich!

Gezahlt werden muss etwas, von der Programmierung angefangen bis zur Bereitstellung von notwendiger Hardware wie zum Beispiel Server. Jeder Investor erwartet irgendwann eine Gegenleistung in Form einer Dividende oder einen Gewinn beim (Teil-)Verkauf des Unternehmens. In der frühen Phase eines Unternehmens gehen viele Investitionen verloren, das ist bekannt. Aber diejenigen, die überleben und eine große Anhänger (User)-Zahl aufweisen, werden über kurz oder lang monetarisiert werden.

Hier kommen wir zu einem elementaren Standpunkt, der sich am besten durch einen Ausspruch von Milton Friedman, einem der größten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, beschreiben lässt:

There ain’t no such thing as a free lunch.

Auf gut Deutsch: Von nix kommt nix! Und hier kann und sollte man sich Gedanken machen. Niemand hat etwas zu verschenken! Und wir alle wissen, dass große, kostenlose Plattformen sich ihre Leistung gut bezahlen lassen. Nämlich durch die Daten ihrer Nutzer. Immer wieder kommt das Thema unterschwellig auf, der ein oder andere fängt an, sein Verhalten zu analysieren und ist letztendlich Gefangener seiner eigenen Unfähigkeit, den Wert seiner eigenen Daten zu erkennen.

Das ganze gipfelt dann sogar in absurden Spielarten wie die Plattform TikTok, deren Sinn und Inhalt sich dem Autor dieses Artikels beim besten Willen nicht erklären lässt. Wird doch hier in kürzester Zeit versucht, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Tiefer gehende Inhalte muss man dort wohl sehr angestrengt suchen. Hier ist aber nicht der Platz für gesellschaftliche Herausforderungen, das muss wohl noch einmal extra aufgegriffen werden. Spannend bei dieser Plattform ist auch die chinesische Herkunft, die mittlerweile in einigen Ländern zu Einschränkungen führt oder führen soll. Die weitere Entwicklung hier ist spannend und führt in viele Bereiche internationalen Wirtschaftens.

Das Geschäftsmodell von Google basiert überwiegend auf Werbung, seiner Suchmaschine und weitere hochwertige Dienstleistungen für Firmenkunden. Privatkunden können viele Dienste kostenlos nutzen, hier wird gerne ins Feld geführt, dass sie diese durch ihre Daten bezahlen.

Nun kommen immer wieder neue Plattformen mit Bezahlmodellen daher. Zum Beispiel bietet Telegram nun in vielen Ländern Premium-Dienste an, die den Nutzern zahlreiche Zusatzleistungen bietet. Sie bleiben dann auch von zukünftiger Werbung verschont, der nun in einigen Kanälen Einzug hält. Der Aufschrei der Kanalbetreiber war laut zu hören. Was aber wäre die Alternative?

Ein bekannter Technik-YouTuber namens Morpheus hat in einem Video ziemlich gut beschrieben, wie es in der Software-Industrie aktuell aussieht. Und er hat die vier Modelle beschrieben, die möglich sind:

  1. Bezahl- / Abomodell
  2. Werbung
  3. Daten verkaufen
  4. Goodguy

Er kommt zu dem Schluss, dass ihn das vierte Modell am meisten ängstigt! Was ist ein Goodguy und wie lange? Führt er nicht langfristig doch etwas im Schilde und verlangt später seinen berechtigten Lohn? Hier fallen einem aktuell bestimmt einige Namen ein, die man statt Goodguy einsetzen könnte.

Jeder kann selbst überlegen, was für ihn am unbequemsten ist. Um auf den Eingangssatz von Oskar Wilde zurückzukommen:
Kennst Du den Wert des Produktes, welches Du nutzt?
Zahle ich direkt dafür, oder indirekt durch meine eigenen Daten?
Wenn es mir nichts wert ist, warum nutze ich es dann?
Vertraue ich der Plattform oder dem Betreiber?
Wenn diese Fragen einen Mehrwert bieten, dann könnte man auch hier…


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FÖDERALEN



Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=UEpZnXLTGk8