Was im Kleinen nicht (mehr?) funktioniert (Teil 1), funktioniert also im Großen (Teil 2) auch nicht! Wir haben gezeigt, dass man auf kleinster Ebene eine für beide Seiten angenehme und bereichernde Zusammenarbeit erreichen kann. Wir stellen die Behauptung auf, dass dies in Variationen auch für andere und auf höheren Ebenen erreicht werden kann. Anregungen, wie das gehen könnte, geben wir in diesem Beitrag.
Zunächst einmal sind wir nicht die Einzigen, die angefangen haben etwas anders zu machen und nicht die ganze Welt ist verloren. So gibt es Hoffnung, denn Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung! Zum Beispiel regt sich in den Wirtschaftswissenschaften etwas. Man erkennt, dass man sich zu sehr auf seinen Formeln ausgeruht hat und man wohl aktuell in einer Sackgasse landet. Es wurde vergessen, dass es Menschen sind, die handeln. So hat sich - zunächst einmal in einer Nische - das Thema “Behavioral Finance” und inzwischen auch “Cognitive Finance” entwickelt. Hier wurde der sogenannte Hömo Oeconomicus zu Grabe getragen. Der Mensch, der immer rational denkt und handelt, wurde also im Theorieschrank der Wirtschaftswissenschaften abgelegt und durch Menschen wie uns - Menschen, die nicht immer alles wissen, Emotionen haben und sich gegenseitig beeinflussen - ersetzt. Man hat angefangen zu verstehen, dass zum Markt mehr gehört und arbeitet nun interdisziplinär.
In diesem Bewusstsein, dass wir Menschen es sind, die durch ihr Denken und Handeln (ob rational oder eben nicht) vieles bewirken können, können wir vieles erreichen. Die größten Änderungen treten ein, wenn jeder im Kleinen beginnt. An seiner Ecke der Welt, in seinen (Fach-)Gebieten. Wie kann also in diesem Bewusstsein der eigene Kokon (schrittweise) verlassen werden und eine ziel- und zukunftsorientierte Zusammenarbeit erfolgreich verlaufen?
Dazu stellen wir hier nun ein paar Ideen vor:
Der erste Tipp hat zwei Teile. Jedes davon ist in einem gewissen Maß für jeden wichtig. Jedoch sollte jeder für sich selbst abwägen, welcher der beiden Teile für ihn persönlich die größere Schwachstelle darstellt. Die Aufgabe der Komfortzone kann genauso erfolgreich sein wie das Besinnen auf die eigenen Stärken.
Es ist wichtiger denn je, dass die Menschen zu mehr Selbstverantwortung und eigenständigem Handeln kommen. Dazu gehört die Einstellung, in allen Bereichen das zu erreichen, was man persönlich kann. Neues soweit zu lernen, wie es die eigenen Kapazitäten und das eigene Talent zulassen. Kein “Ich bin nur…” und “Ich muss das gar nicht erst probieren.” mehr.
Der zweite Teil geht um die Achtung vor anderen und anderen “Fachgebieten”. Jedes Gebiet hat andere Kenntnisse und Fähigkeiten, aber eben auch andere Lücken. Selbst unterschiedliche Ausbildungsniveaus können bereichernd sein, kann man doch unvoreingenommen andere beziehungsweise neue, bisher nicht beachtete Sichtweisen einbringen. Die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit liegt in der Wertschätzung des Anderen mit all seinen Stärken und Schwächen. Ein positives Arbeitsklima hat noch nie geschadet, es erfordert meistens nur die gegenseitige Anerkennung. Gerade in Deutschland wird auf der Suche nach dem Besten gerne das vorhandene Potential in der Nähe übersehen. Wer immer nur auf den perfekten Kollegen oder Mitarbeiter wartet, sucht auch nach Jahrzehnten noch seinen “Mr. oder Mrs. Right”.
Auch wenn wir eventuell offener für einige Menschen werden sollten, ist es
trotzdem hilfreich, wenn die Chemie stimmt
. So versteht man sich trotz
unterschiedlicher Hintergründe leichter, baut leichter Vertrauen auf und hat
auch mehr Empathie für die kleinen und großen Patzer oder die weniger
ausgeprägten Talente. Eine freiwillige Kooperation ist in diesem Sinne
erfolgversprechender als eine aufgezwungene.
So kam unser erster gemeinsamer Doppelartikel aus einem humorvollen Vorschlag zustande. Wir hatten gleichzeitig eine Idee - dies ist inspirierend und sorgt fast für einen Wettstreit - und artet nicht aus in einer zu bewältigenden Aufgabe, etwas schreiben zu müssen.
Statt dem berühmten “Das weiß ich besser”, ist es immer hilfreich, mit Achtung Wissen gegenseitig zu ergänzen oder respektvoll einzubringen. Die Akzeptanz, dass an der einen oder anderen Stelle zum Beispiel die Profis etwas anders sehen als ein Normalo, eröffnet meistens neue Horizonte. Im Prozess des gemeinsamen Abwägens kommt es vielleicht zu neuen Ansätzen oder zumindest für mehr Verständnis für beide Seiten.
Somit wäre es sinnvoll, Arbeiten auch im Allgemeinen von anderen Fachgebieten überprüfen und ergänzen oder verbessern zu lassen. Andere Menschen haben eine andere Perspektive und tragen damit dazu bei, dass auch mehr Außenstehende dem Inhalt besser folgen können.
Wir alle leiden unter dem sogenannten Halo-Effekt
. Laut diesem
schlussfolgern wir von einer Eigenschaft auf andere. Doch wer entspricht diesem
Bild wirklich? Deshalb ist es wichtig, die einzelne Person kennenzulernen.
Falls etwas für solch ein Bild in unserem Kopf spricht, kann man das höflich
und vielleicht sogar mit etwas Humor austesten. Meist erlebt man dabei eine
Überraschung. Wenn nicht, kann man sich weiterentwickeln, indem man versucht,
damit umzugehen.
Eine Idee für alle, die bereits offen für neue Leute und neues Wissen sind, wäre: lockere Treffs in Parks, Gemeindehäusern, Kreativ-Spaces, Coworking-Spaces, Cafés, Restaurants, … mit unterschiedlichen Menschen, die Freude am Wissensaustausch haben. Von dort können Wissen und Anregungen mitgenommen werden. In Glücksfällen beginnt vielleicht sogar etwas neues und erfolgreiches. Viele Ideen wurden aus solchen Runden geboren, neue Partnerschaften entstanden und auch solche verrückten Ideen wie der Triathlon. Ob demnächst ein neuer Nobelpreis dabei sein wird, kann nur die Zukunft zeigen. Doch dafür ist ein erster Schritt (muss ja nicht gleich ein Marathon sein) erforderlich.
Falls Ihr auch Ideen und Erfahrungen habt, teilt sie gern mit anderen oder sendet sie uns! Wir wünschen euch viel Glück beim Umsetzen!
Stefan Brackmann und Maren Zaidan
die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN