Nachdem wir im ersten Teil ziemlich stark auf unsere eigenen Erfahrungen und unsere persönliche Inspiration über Zusammenarbeit und voneinander Lernen geschrieben haben, gehen wir hier im zweiten Teil auf die gesellschaftlichen Hintergründe ein. In welchen Bereichen ist das Thema relevant?
In der Politik deutet die aktuelle Diskussion über Mindeststandards an Bildung, Ausbildung und Berufserfahrung auf eine offenkundige Schwachstelle hin. Vielfach scheint eine Berufskarriere in einer Partei ausreichend zu sein. Ohne die erforderlichen Kenntnisse fehlt jedoch die Voraussetzung, einer Diskussion auf Ministerebene fachlich folgen zu können. Dies führt unweigerlich zu Konfliktsituationen. Auf eine fachliche Diskussion wird zugunsten einer Parteilinie oder einer vorherrschenden Ideologie verzichtet.
Da nutzen auch Gremien, wie der wissenschaftliche Dienst, welche dazu da sind, die Politiker mit Fachkompetenz und Rechercheleistung zu unterstützen, nicht viel. Diese beklagen sich, dass sie nicht gehört werden und oft für die Schublade arbeiten. Somit ist ein notwendiger Austausch zwischen Experten, Betroffenen und Politikern kaum noch erfolgreich möglich. Dies führt zu einer weiteren Spaltung.
Wann ist uns die Fähigkeit abhanden gekommen, gemeinsam an den wichtigen Themen zu arbeiten, Kompromisse zu finden und auch einzugehen?
Auch in der Wissenschaft handelt man bei dem Thema sehr zwiespältig. Einerseits gibt es seit vielen Jahren interdisziplinäre Forschung und auch Ausbildung, andererseits hält sich der Fachstolz und die gegenseitige fachliche Abwertung hartnäckig. Beispielsweise werden interdisziplinäre Gruppen gebildet, welche an einem Thema arbeiten, an dem auch ein nicht integriertes Gebiet arbeitet. Auch hier stellen die Kommunikation und der Austausch zwischen den betreffenden Fachbereichen oft eine unüberwindliche Hürde dar.
Allein die Vorurteile und angelernten Verhaltensmuster lassen es oft nicht zu, aufeinander zuzugehen. Durch diese Spaltungen können jedoch Wissen und Fähigkeiten nicht komplett zusammengebracht und genutzt werden.
Hier gibt es dann einen Übergang zur Wirtschaft. Interdisziplinär Ausgebildete sollten sich am Ende oft doch für ein Gebiet entscheiden. Stellen mit themenübergreifenden Inhalten werden oftmals durch Absolventen mit einem Hauptfach besetzt. Die Einstellung interdisziplinärer Mitarbeiter wird gerne auf die Zukunft verschoben, auch wenn deren Sinn offensichtlich erscheint.
All diese Probleme sind jedoch dem bereits erwähnten Stolz einzelner Fachgebiete geschuldet. Da es auch eine berufliche Sozialisation gibt, gehen sie jedoch auch auf das Unverständnis für andere Arten, Kommunikationswege und Eigenheiten zurück. Während diverse Teams Pflicht geworden sind, sind interdisziplinäre Teams an vielen Stellen noch zu wenig vertreten.
In einem Bereich ist die Zusammenarbeit immanent. Großprojekte kommen ohne eine fachlich übergreifende und kooperierende Arbeitsweise nicht aus. Dies mag nicht in jedem kleinen Team anzutreffen sein, aber in übergeordneten Teams muss die verbindende Klammer und auch das gegenseitige Verständnis vorhanden sein.
Wie können wir als Gesellschaft und als Einzelpersonen nun diese dysfunktionalen Arbeitsweisen hinter uns lassen? Auf unsere Vorschläge dazu könnt ihr euch nächste Woche freuen!
Stefan Brackmann und Maren Zaidan
die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN