Dieser Artikel wird der Kategorie Wochenrückblick einen neuen Geist geben. Hier werden Anregungen gegeben, sich mit einem bestimmten Sachverhalt auseinanderzusetzen, das Thema zu reflektieren und sich dazu eine eigene Meinung zu bilden. Im besten Fall führt das zu einer breiteren Wissensbasis und einem gestärkten Bewusstsein bei den angesprochenen Themen.
Der Gründer von Dubai, Scheich Rashid hat folgende bekannte Worte von sich gegeben:
Mein Großvater ritt auf einem Kamel, mein Vater ritt auf einem Kamel, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, sein Sohn wird einen Land Rover fahren, aber dessen Sohn wird ein Kamel reiten.”
Es soll darstellen, dass es einige unveränderliche Dinge gibt, die den Kreislauf des Lebens bestimmen. Dieser wird wie folgt beschrieben:
- Harte Zeiten formen harte und fleißige Menschen.
- Bessere Zeiten formen Menschen, die etwas tun.
- Dekadente Zeiten formen Schmarotzer und Räuber.
- Diese Menschen sorgen dann für den Verfall.
- Und dann kommen wieder harte Zeiten.
Dies erinnert mich an die Wohlfühlzeit zwischen der Nachkriegszeit und dem darauffolgenden Wirtschaftswunder und den ersten Krisen in den 2.000er-Jahren. Haben wir es uns seinerzeit in der Hängematte des Wohlstandes zu gut gehen lassen? Sind die aufkommenden Probleme wie die demographische Entwicklung und deren Auswirkung auf die Rentenkassen sowie die immer größer werdenden internationalen Abhängigkeiten zu lange übersehen worden?
Lange wurden auch wichtige Entscheidungen verschoben, immer wieder gab es zum Beispiel gute Gründe, Investitionen zurückzustellen. Heute fallen uns diese auf die Füße, hier sind insbesondere die desolate Infrastruktur (Straßen / Brücken / Internet) und die davon zum Teil abhängigen überbordenden Verwaltungsaufgaben, die als bürokratischer Hemmschuh vieles blockieren zu erwähnen.
Doch können wir überhaupt eingreifen in gesellschaftliche Veränderungen? Oder können wir Entwicklungen nur hinauszögern? Sei es mit immer neuem Kapital oder mit Hoffnung auf die erlösende Zukunft?
Spannend sind hier wissenschaftliche Versuche, solche großen, in Zyklen immer wiederkehrenden Geschehnisse zu ergründen. Damit kommen wir auf die Aussagen obigen Schahs zurück. Zeigen sie doch den üblichen Verlauf einer gesellschaftlichen Entwicklung gut auf:
- Neue Ordnung
- Aufstieg
- Höhepunkt
- Niedergang
- Neue Ordnung
Dieser Zyklus kann auf zahlreiche Bereiche angewandt werden und wird auch immer wieder in der Wissenschaft aufgegriffen. Bekannt ist hierbei zum Beispiel der nach dem sowjetischen Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratjew genannte Zyklus. Er wird gerne mit neuen Errungenschaften definiert, wie die Wasserkraft, die Dampfmaschine, die Elektrizität bis hin zum Internetzeitalter. Der neue Zyklus dürfte also bald beginnen, vielleicht ist die Grundlage ja bereits im Gange und wird als Künstliche Intelligenz (KI / AI) bezeichnet.
Das würde dann auch die aktuellen Veränderungen / Verwerfungen in fast allen Gesellschaften und Bereichen beschreiben können. Solche grundlegenden Veränderungen führen immer zu Verzerrungen, Ängsten und teilweise auch kriegerischen Auseinandersetzungen.
Darüber hinaus gibt es aber noch wesentlich größere Zyklen, die den Aufstieg und Fall von Nationen darstellen. Diese können über mehrere hundert Jahre andauern. Hier kommt einem sicher bei kurzem Nachdenken die Hochkultur Chinas in den Sinn. Lange Zeit war es jedoch ruhig um das Großreich, aber auch hier scheint sich spätestens seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder etwas zu regen. Auch diese Entwicklung kann vieles in unserer aktuell global ausgerichteten Welt auslösen.
Es gibt noch viele weitere kleinere Zyklen, denen man Beachtung schenken kann und sollte.
Ray Dalio hat sich des Themas angenommen und in seinem Buch: Weltordnung im
Wandel
18 solche Zyklen weltweit analysiert und über Jahrhunderte dokumentiert.
Dies soll ein Lesetipp sein, um vieles, was in unserer Welt gerade passiert, besser einordnen
zu können.
Die Frage, die ich mir immer stelle, ist, was passiert, wenn die gesamte Welt im Einklang
schwingt? Wer sich mit physikalischen Wellen auskennt, weiß, was das für Auswirkungen
haben kann. So schön es ist, auf der „Aufstiegs-Welle“ mitzusurfen, so dramatisch wäre die
Abstiegs-Welle
.
In einer arbeitsteiligen und kleinteiligen Welt können sich diese Wellen ausgleichen, die Höhen führen nicht zu einer Wohlstandsvewahrlosung und die Tiefen nicht zu einer Todesstarre.
In diesem Sinne sollte man alle Bemühungen, weltweit Gleichheit herzustellen in welchem Bereich auch immer - kritisch hinterfragen. Fehler wirken sich sofort weltweit aus, ansonsten holt die Zeit uns irgendwann ein.
Daher plädieren wir ja für eine Verantwortung, die jedes Individuum für sich treffen kann. Dann kann man sich in schwierigen Zeiten unterstützen und muss nicht gemeinsam in den Abgrund blicken. Dies zu erreichen, sollte in unser aller Augenmerk liegen und bedarf großer Anstrengungen. Zu bequem ist die Wohlfühl-Hängematte gewesen.
Buchempfehlung: Weltordnung im Wandel von Ray Dalio, ISBN: 978-3959724074 Hörempfehlung: Podcast Beyond the Obvious von Daniel Stelter, Ausgabe 192 vom 2805,2023, https://think-beyondtheobvious.com/das-naechste-grosse-ding/ Kondratieff: https://de.wikipedia.org/wiki/Kondratjew-Zyklus
Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FÖDERALEN