Ich habe zunächst 3 Fragen. Warum darf die EZB immer mehr Geld drucken? Warum erlaubt unser Staat den Banken, neues Geld (Kredit) aus dem Nichts zu schöpfen? Warum darf eine Bank mein Geld, das ich auf dem Konto liegen habe, an Dritte verleihen?
Für eine Antwort möchte ich weiter ausholen und mit dem Begriff: Freiheit
beginnen. FĂĽr die neu gegrĂĽndete Partei DIE FĂ–DERALEN ist Freiheit wesentlich
aber nicht selbstverständlich, weil sie immer wieder neu erkämpft werden muss.
Die allgemein gĂĽltige Begriffsbestimmung von Freiheit
dürfte die Möglichkeit
sein, ohne Zwang zwischen allen Möglichkeiten auszuwählen. Komplexer wird es,
wenn Immanuel Kant von negativer und positiver Freiheit spricht. FĂĽr die alten
Griechen war Freiheit ein Privileg der Oberschicht. In diesem Zusammenhang
fällt mir das im Sterben liegende staatliche Geldsystem ein. Für Walter von der
Vogelweide waren die Gedanken frei. Friedrich August von Hayek war als
 klassischer Liberalist für ökonomische Freiheiten und Christian Lindner ist
als populistischer Politiker fĂĽr den mitfĂĽhlenden Liberalismus. In unserem
Grundgesetz finden wir den Begriff der Meinungsfreiheit. Unser BGB kennt den
Begriff der Vertragsfreiheit und in meinem Testament habe ich meinen freien
Willen aufgeschrieben.
Nun zum zweiten Begriff in der Überschrift. Was ist Geld? Geld ist zunächst einmal nichts anderes als ein Tauschmittel. Als freier Mensch müsste ich eigentlich in einem freien Markt entscheiden können, welches Tauschmittel ich als Anbieter oder Nachfrager wählen möchte, also die Freiheit haben zwischen allen Möglichkeiten auszuwählen. So lief das über tausende von Jahren. Ob Muscheln, Vieh, Kupfer, Gold oder Silber als Tauschmittel verwendet wurden, entschied der Markt. Heute ist das nicht mehr so. Heute schreibt mir der Staat vor, welches Tauschmittel zu verwenden ist. Das freie Marktgeld hat sich unsere Obrigkeiten deshalb nicht ewig angeschaut, weil Gold oder Silber für die Untertanen Freiheit bedeuteten und für den Staat, der z.B. einen Krieg führen oder viele Beamten besolden will, nicht beliebig verfügbar ist. Also kam – um ein Beispiel für ein Papiergeldsystem zu nennen - ein Schotte namens Law im 18. Jahrhundert auf die Idee, das auf Gold und Silber basierende Währungssystems Frankreich zu ersetzen, indem er das Papiergeld einführte. Wie dieses und bisher jedes andere ungedeckte Papiergeldsystem endete ist bekannt: im Desaster.
Damit bin ich beim Euro angekommen. Auch der Euro ist Zwangsgeld, welches von den Markteilnehmer angenommen werden muss, also gesetzliches Zahlungsmittel. Und natĂĽrlich hat auch die Eurokrise ihre Ursache in dem staatlichen Papiergeldsystem.
Der Euro ist ungedecktes Geld, welches von Ihnen und von mir angenommen werden muss und welches von den Zentral – und Geschäftsbanken aus dem Nichts geschöpft wird.
Bis 1971 galt in der westlichen Welt das System von Bretton Woods. Es zeichnete sich durch 3 Merkmale aus:Â
Das System von Bretton Woods sah vor, dass 35 US Dollar gegen eine Gold Unze eintauschbar waren und die übrigen Währungen mit einem festen Tauschkurs an den Dollar gebunden waren.
Richard Nixon hat vor 43 Jahren, am 15.8.1971, den Goldanker des Dollars
gekappt und das sogenannte Goldfenster
geschlossen. Seitdem ist nicht nur der
US-Dollar ohne Anker. Der Weg war frei fĂĽr ein entfesseltes, ungedecktes
Papiergeldsystem. Ohne eine ständig wachsende Geldmenge könnte der Staat sich
nicht immer weiter verschulden und sich so Zeit kaufen, statt die Probleme
effektiv zu lösen. Das jüngste Beispiel sind die 750 MRD Euro neue Schulden,
also die sogenannte Corona Hilfe.
Der Staat hat diese Schulden. Aber wer ist der Staat? Das sind wir, die BĂĽrger, also sind wir auch die Schuldner oder besser die Zinssklaven, denn keiner fragt uns wirklich, ob wir immer mehr Schulden und Zinszahlungen wollen. Damit bin ich in der Gegenwart angekommen.1970 betrug die offizielle deutsche Staatsverschuldung 64 MRD Euro, 1990 bereits 538 MRD Euro und 2010 rund 2000 MRD Euro. Aber rund 8 Billionen Euro Schulden inkl. aller Zahlungsverpflichtungen fĂĽr Beamtenpensionen etc. hat Deutschland.
Das Problem aller Probleme sind die Zentralbanken, denn diese steuern die Geldmenge und damit auch unsere Schulden. Staatliches Zwangsgeld bedeutet Schulden und damit Unfreiheit.
Wer Freiheit sagt, der muss auch Marktgeld sagen. Wir brauchen neben gutem Marktgeld auch ein Bankensystem, in dem das Einlagengeschäft sauber vom Kreditgeschäft getrennt ist. Wir müssen vor allem die Zentralbanken als Geldmonopolisten abschaffen, damit der Markt entscheiden kann, was gutes und was schlechtes Geld ist, damit die Geldschöpfung aus dem Nichts mit all ihren schlimmen Folgen der Vergangenheit angehört.
Aber zurück zur Gegenwart. Die Coronakrise hat eine Wirtschaftskrise ausgelöst,
die sich erst im Herbst richtig entfalten wird, wenn die zahlungsunfähigen
Unternehmen Insolvenz anmelden mĂĽssen. NatĂĽrlich hatte unsere Wirtschaft und
das Geldsystem schon Vorerkrankungen und das groĂźe Bankensterben eingesetzt,
dann sterben diese vielleicht mit, aber nicht an Corona. Die Bereinigung wäre
ohne Corona nur später gekommen, aber aufzuhalten war und ist sie nicht mehr.
Es hilft auch nicht, Zombie Unternehmen und ineffiziente Strukturen mit immer
mehr Geld zu bewerfen. Gleichwohl wird der Staat das sogenannte
Helikoptergeld
mit vollen Händen raus werfen, um Banken zu retten oder
Sozialhilfe zu zahlen. Die Geldmenge wird noch gigantischer als heute werden.
Bald reden wir über zweistellige Billionenbeträge. Genau so wenig, wie man
einen Alkoholiker mir Alkohol von seiner Sucht befreien kann, kann man die
Probleme, die durch eine falsche Geldpolitik entstanden sind, mit noch mehr
falscher Geldpolitik lösen. Dieser Betrug steht vor seinem Ende. Dann werden
wir zunächst mal in ein tiefes Loch fallen. Aber es gibt Hoffnung und zwar
dann, wenn sich die Kräfte durchsetzen, die dann die Marktkräfte wirken lassen
wollen. Investoren, Unternehmer und Konsumenten können bessere Entscheidungen
treffen als Politiker in BrĂĽssel oder Berlin. Auch bei unserem Tauschmittel
brauchen wir Wettbewerb, also weg mit dem Staatsmonopol beim Geld. Wenn wir
dann auch noch die bĂĽrokratische Ăśberregulierung abschaffen, Staatsquote,
Subventionen und Steuern senken, den Beamtenapparat verkleinern, dann besteht
Hoffnung aus meiner Sicht auf eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung. Das
wĂĽrde natĂĽrlich weniger Macht fĂĽr den Staat und die Zentralbanken bedeuten.
Hier stellt sich also die Frage, wird der Apparat seine Macht freiwillig
abgeben oder mĂĽssen erst viele Millionen BĂĽrger auf die StraĂźe gehen? Aus den
6,82 Millionen Kurzarbeitern, die im April von der Arbeitsagentur gemeldet
wurden, könnten während der Deflation mehr als 7 Millionen neue Arbeitslose
werden, so dass 10 Millionen Arbeitslose kein völlig absurdes Szenario sind.
Hoffentlich wird es dann keinen BĂĽrgerkrieg geben.
Gerhard Paul Nadolny
Bundesvorsitzender der Partei DIE FĂ–DERALEN
Remscheid, den 25.07.2020