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Jetzt noch herzlicher

Wir genießen das Zusammensein seit dem Lockdown mehr als je zuvor

Maren Zaidan, 22. Juli 2020 08:20 Uhr

Unsere Familien und Freunde geben uns halt.

Bis vor ein paar Monaten war es vollkommen normal Freunde, Familie und Kollegen sehen zu können, wann man mochte und wie viel man mochte. Dann kam der Corona-Virus und die Gegenmaßnahmen. Es sind wirtschaftliche Folgen entstanden und viele sind sich sicher, dass die Wirtschaftskrise erst begonnen hat. Von mancher Seite hört man nun Verwunderung über ein neues, nie da gewesenes Krisenverhalten. Die Menschen treffen sich, um zu feiern, trotz Geldsorgen und Zukunftsängsten.

Wahrscheinlich hat dieses neue Krisenverhalten nichts mit der heutigen Unvernunft oder Unklarheit über die eigene finanzielle Situation zu tun. Wir haben eine ewig nicht da gewesene, vielleicht in der Form noch nie dagewesene Lage. Um das Osterfest herum, einer Zeit in der man zusammen die erste Sonne nach dem Winter genießt und Familienfeiern veranstaltet, hatten viele Angst rauszugehen, Freunde und Familie treffen war eine Tabu und das restliche normale Leben war sozusagen für Wochen abgesagt. Manchmal merkt man erst, was wichtig ist, wenn es einem genommen wird. Nach vielen Jahren in denen es immer normaler geworden ist, Freundschaften online zu führen oder bei Treffen mit Bekannten am Smartphone zu hängen, wurde die genommene Option Menschen wirklich real zu treffen für manch einen zur Qual. Natürlich gibt es aufgrund der Situation viele Neuentwicklungen, die es noch leichter machen menschliche Beziehungen virtuell zu führen, aber ein Teil der Menschheit ist aufgewacht.

Seit dem Lockdown genießen viele von uns es mehr mit Menschen zusammen zu sein und sich wieder wirklich nahe zu kommen. Ein Lächeln, ein natürlicher Stupser, eine Emotionsregung sagt im wirklichen Leben immer noch mehr als tausend getippte Worte und die beste Webcam! Wer jemals eine Fernbeziehung geführt hat, weiß dass die Zeit in der Abstand herrscht schmerzlich ist, die Zeit des Wiedersehen dafür jedes Mal erneut, umso schöner. Dieses Jahr haben sich sehr viele Menschen gleichzeitig sehr einsam und verlassen gefühlt. Auch der eigene mehrköpfige, gesunde Haushalt kann kein natürliches soziales Netz ersetzen. Ich persönlich wundere mich nicht darüber, dass viele Menschen gerade Gartenpartys feiern, obwohl sie darüber nachdenken müssen, ob die Grillzutaten wirklich im derzeitigen Budget liegen.

Die Kritiker dieses Verhaltens vergessen die Nachrichten von vor ein paar Monaten. Sie übersehen die Kollateralschäden. Während des Lockdowns hat man viel über die Konsequenzen für Opfer häuslicher Gewalt, Depressiven und vernachlässigten Kindern gehört. Wer sich nun wundert, dass all diese Menschen und alle halbwegs geselligen Mitbürger es genießen wieder zusammen zu sein, dem fehlt es an Einfühlungsvermögen. Menschen brauchen Sozialkontakte. Das Lächeln eines Fremdes auf der Straße kann manchmal den Tag retten. Die Wertschätzung für Sozialkontakte, die viele von uns wieder mehr gewonnen haben, sollten wir feiern und uns behalten. Mit diesen Worten wünsche ich allen Lesern einen sonnigen und geselligen Restsommer! Wir haben euch vermisst! ;-)



Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FÖDERALEN
Essen, den 22.07.2020