Kennen sie das? Man sitzt in einer Veranstaltung und vergisst was man zu Diskussion beitragen wollte, weil man ständig damit beschäftigt ist, innerlich zu wiederholen, wie die Teamarbeitstechnik einzusetzen ist? Es entstehen immer wieder neue Moderationsmethoden, Unterrichtsmethoden und Gruppenarbeitstechniken. Viele davon gibt es bereits, aber ihre Limitationen und neue Technologien lassen immer wieder neue entstehen. Egal ob wir über Arbeits-, Lern- oder Konferenzmethoden nachdenken, sie alle haben ein Ziel: uns das was wir gerade machen, zu erleichtern.
Die meisten Methoden haben ihre Stärken und sind in dem ein oder anderen Bereich genau richtig. Wie immer, haben alle Methoden auch ihre Grenzen. Ein Moderator, Lehrer oder Teamleiter, welcher immer dieselbe Technik verwendet, egal was das Ziel ist und wie die Arbeit aussieht, wird oft Probleme auslösen. Die Ergebnisse einer falsch angewendeten Methode können auch ganz unterschiedliche Auswirkungen haben.
In manchen Fällen führt die falsche Methode zu Chaos oder Streitereien. In manchen zu Ergebnislosigkeit. Ein ungewolltes Ergebnis, welches mich gerade bewegt, ist die Überforderung der Teilnehmer. Alle Menschen haben eine begrenzte Aufmerksamkeit und kognitive Kapazität. Menschen, übrigens unabhängig vom Geschlecht, sind nicht gut im Multi-Tasking. Wenn die Regeln an die wir uns beim Arbeiten oder Lernen halten müssen oder auch die Arbeitsvoraussetzungen sehr komplex sind, die Abbildung in einem Lehrbuch sehr unübersichtlich ist, geraten wir in die Situation, das eigentliche Problem nicht mehr (effizient) lösen zu können. Man kennt das von Büchern mit erklärenden Texten und passenden Bildern zu den Texten weiter hinten im Buch. Schon das ständige hin- und herblättern kostet Energie und Gedächtnis. Interaktives Lernen macht oft Spaß und ist, auch für Gruppen, durch das Internet und neue Technologien immer besser umzusetzen. Aber auch hier gibt es Programme, welche einen hohen Aufwand kosten, sie zu lernen und richtig zu benutzen.
Manche der Moderationsmethoden, Unterrichtsmethoden und Gruppenarbeitstechniken haben dasselbe Problem wie die Lehrbücher. Es gibt so viele Regeln und Sonderfälle, dass das zu Tage zu legende Verhalten schon fast spielerisch ist und in manchen Stellen vielleicht auch Spaß macht. Der Nachteil ist, die Teilnehmer verwenden einen großen Teil ihrer Kapazität für das Erinnern der Regeln, das eigene kontrollieren, ob man gerade wirklich das richtige tun und eventuell sogar der Angst vor einer Blamage, wenn man doch etwas durcheinander bringt.
Andere Methoden bringen Probleme zum Vorschein, die eigentlich keine sind. Während es bei bestimmten Methoden neutrale Sammlungen und später Auslesen gibt, machen andere Methoden die Vorschläge auch an unnötigen Stellen künstlich komplexer als es die Teilnehmer gewünscht haben.
Ich persönlich sehe in den meisten Methoden wirklich Vorteile. Ich bin der Meinung richtig angewandt und an den richtigen Stellen eingesetzt, kann jede Methode erfolgreich sein. Die Moderatoren müssen aber auf ihre Aufgabe trainiert sein, sie müssen sich über die Vor- und Nachteile ihres Werkzeugkoffers bewusst sein und daraus folgend je nach Ziel die richtige Methode zum richtigen Zeitpunkt wählen. Ein All-Heilmittel gibt es nicht.
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende der Partei DIE FÖDERALEN
Essen, den 21.07.2020