Ein Problem der Weimarer Republik waren die vielen Splitterparteien. Jedes kleine Grüppchen der Bevölkerung vertrat die eigenen Interessen und fand kein Zusammenkommen mit den anderen Teilen des Landes mehr. Heute haben wir aus diesem Grund die Fünf-Prozent-Hürde.
Wir scheinen aber trotz dieser Hürde ein ähnliches Problem zu bekommen. Auch wenn nicht jeder in den Bundestag ziehen kann, gründen sich immer mehr Parteien. Zum Teil gründen sich diese auch als Abspaltung von großen Parteien. Für die Weimarer Republik war dieses Phänomen der Untergang.
Damals wie heute liegt es an der Kompromissbereitschaft der Parteien. Doch woher kommt diese? Sowohl in der Weimarer Republik als auch heute gibt und gab es Missstände und Unstimmigkeiten in der Bevölkerung. Liest man über die gesellschaftlichen Vorgänge damals und heute, gibt es Gruppen, welche aufgrund von persönlichen Wohlstand oder Missstand extrem von der Mitte der Gesellschaft abdriften oder teilweise schon als realitätsfremd bezeichnet werden können.
Natürlich versucht jeder, der in der Politik aktiv wird seine eigenen Reihen und persönlich nahestehende Menschen zu vertreten. Doch wie soll ein Kompromiss zwischen extrem voneinander abdriftenden Gruppen geschaffen werden? Und wie kommt es zu diesem Abdriften?
Die letzten Jahre haben uns gezeigt, wie Menschen durch mediale Einflüsse, Sturheit und dem Verhaltensmuster nur mit Gleichem zu reden, gegeneinander aufgebracht werden können. Die Medien und die Politik haben gefördert, Altersgruppen, Bildungsstände, Regionen und vieles andere gegeneinander aufzubringen. Menschen werden aufgrund einer Ansicht moralisch verurteilt und ausgegrenzt. Durch diese Ausgrenzung entsteht oft ein Sog in extremere Meinungsbereiche. Wenn bereits viele Familien in sich gespalten sind, wie sollen dann politische Beziehungen aufrechterhalten werden?
Ich habe oft gehört, dass Parteien Kompromisse eingehen müssen, sich
zusammenschließen müssen oder Ähnliches. Diese Ansätze sind grundsätzlich
richtig. Doch leider liegt das Problem tiefer. Als erstes müssen wir es
schaffen die Menschen als Mitmenschen wieder zusammenzubringen. Vielleicht kann
dies durch Bürgerkreise, Vereine oder einfach eine weniger parteibeziehende
Berichterstattung erfolgen. Vielleicht sind die gestarteten Projekte gegen den
Bildungsnotstand oder Einsamkeit ein indirekter Schritt, um wieder zu merken,
dass andere Gruppen ihre Gründe haben und ganz okay sind. Generationen sollten
erkennen, wie sie sich gegenseitig geprägt oder hervorgerufen haben, was die
Veränderungen der einen Generation bei der nächsten an gutem und negativen oder
ungewohnten bewirkt haben. Parteien sollten sich zurückbesinnen, was
zuhause
wichtig ist. Politik muss auch bodenständige Teile beinhalten.
Würden verschiedene Lager sich wieder ernst nehmen und weniger verurteilen,
könnten Lösungen innerhalb der Parteien statt Abspaltungen gefunden werden.
Neue Probleme sollten nicht als politisches Instrument für ein besseres
Wahlergebnis ausgenutzt werden, aber auch nicht pauschal als neues
Instrumentarium verurteilt werden.
In Teilen der Bevölkerung herrscht gar keine Zersplitterung in diesem Sinne. Manche Teile haben sich längst von allen politischen Themen abgewandt. Andere Teile suchen Lösungen in demokratiefeindlichen oder staatsfeindlichen Ansätzen. Beides ist eine riesige Gefahr für unsere Zukunft.
Auf jeden Fall ist die Zersplitterung der Parteien und vor allem der Gesellschaft ein Problem, welches wir in unserem Land bereits aus der Geschichte kennen. Wir sollten dieses Problem endlich ernst nehmen. Auch das Zuhören, warum verschiedene Teile nicht mehr zusammengehören, ist ein Schritt zur Toleranz und zu Kompromissen!
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN
Quellen:
https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/parlamentarismus/weimar
https://www.cicero.de/kultur/meistgelesene-artikel-2023-dezember-30-jahre-genz-ein-kollektiver-erziehungsfehler-?amp