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Die dritte Sicht

Wer blickt hinter die Kulissen

Stefan Brackmann, 7. Dezember 2024 03:00 Uhr

Aus Erfahrungen lernen?

Dies ist unser dritter Teil zur Freigabe von Cannabis in Deutschland. Dieses Thema hat bisher fĂĽr einige Diskussionen gesorgt. Vieles kann ich nachvollziehen, aber in meinen Augen denken viele zu kurz oder besser gesagt, das Gesamtbild erschlieĂźt sich noch nicht.

Als Argument wird auch gerne vom Thema abgelenkt, indem zwei weitere Suchtgefahren in Deutschland herangezogen werden. Es geht natĂĽrlich um Alkohol und Tabak. Beides reale Gefahren mit eklatanten Auswirkungen. Aber diese Baustelle ist gerade nicht so brisant wie das Cannabis-Thema. Warum?

Als weiches Argument kann man diese beiden Süchte mit Brauchtum noch kleinreden, die besseren Argumente sind aber, dass der Markt in beiden Bereichen als gesättigt angesehen werden kann. Zudem ist er aufgeteilt und durchaus auch reguliert.

Den Cannabis-Markt war bisher überschaubar und konnte bisher durchaus auch als aufgeteilt bewertet werden. Wie sonst sind die Konsumenten außerhalb der medizinischen Indikation an ihre Ware gekommen? Und hier liegt meiner Meinung nach das Hauptproblem. Mit der Freigabe und der verzögerten Produktion seitens der sogenannten Clubs ist der Markt außer Kontrolle geraten. Es kamen neue Spieler auf das Feld. Der sogenannte Gleichgewichtszustand im Markt wurde damit aufgehoben.

Und hier kommt nun eine Gruppe ins Spiel, die genau davor gewarnt haben und nun massiv unter der aktuellen Situation leidet. Die Rede ist von den Polizeibehörden. Das Hauptproblem wurde sehr schnell in Nordrhein-Westfalen deutlich. Die Polizei in meinem Heimatland war von Beginn an sehr besorgt, kannte man sich doch mit den Entwicklungen in den Niederlanden als angrenzendes Nachbarland gut aus.

Dort hat sich nach der dortigen Freigabe im Jahr 1976 die Kriminalität – insbesondere in letzter Zeit – massiv ausgeweitet. Als bestes und abschreckendes Beispiel sei hier die Mocro-Mafia genannt. Wer davon noch nie gehört hat, kann sich gerne den Namen Ridouan Taghi merken. Als Kopf einer kriminellen Organisation wird er mit dem Namen „Angel of Death“ benannt.

Und gerade diese Organisation hat die Marktöffnung und die Verfügbarkeitslücke sofort genutzt, um in das Geschäft hier in Deutschland einzusteigen. Das, was in den Niederlanden genauso harmlos im Jahr 1976 mit der Cannabis-Freigabe begann hat sich zu einer beispiellosen und kaum noch zu bewältigenden Kriminalität bis hin zu Exekutionen entwickelt und schwappt nun zu uns herüber.

In den Städten Düsseldorf, Duisburg und Köln kann die Polizei schon auf einige Straftaten zurückblicken, die aus dieser Richtung stammen. Der ein oder andere Leser hat vielleicht vor kurzem von Sprengstoffanschlägen, beispielsweise in Köln gehört. Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, dann wird es bei uns nicht so lange wie in unserem Nachbarland dauern, bis es hier auch richtig eskaliert.

Die Warnungen der Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen, die das Geschehen in den Niederlanden schon lange verfolgen, konnten nicht überzeugen. Sowohl der Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in NRW als auch unser Innenminister Herbert Reul haben sich eindeutig gegen eine Freigabe gestellt. Im Bundesrat hat sich Nordrhein-Westfalen bei der Abstimmung jedoch enthalten müssen, da die Grünen-Fraktion im Landtag auch an der Landesregierung beteiligt ist.

Wie gehen wir nun mit der neuen Lage um? Wir haben hier ein neues Feld der Kriminalität geschaffen, welches nicht notwendig war. Ausgerechnet in einer Phase, in der sämtliche Strafverfolgungsbehörden auch noch überlastet erscheinen.

Es liegt immer zunächst an der Verantwortung des Einzelnen, sich mit den persönlichen Auswirkungen von Drogenkonsum jeglicher Art auseinanderzusetzen. Wir müssen aber davor geschützt werden, in Auseinandersetzungen im Verteilermilieu hineingezogen zu werden.


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FĂ–DERALEN



Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/niederlande-cannabis-kriminalitaet-legalisierung-folgen-deutschland-1.6565419?reduced=true
https://www.focus.de/politik/ausland/kriminalitaet-kampfansage-der-bosse_id_182300767.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Ridouan_Taghi
https://www.youtube.com/watch?v=cGsx0pEVy5w