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Keiner mag es

Also ist es Schuld!

Maren Zaidan, 5. November 2024 03:00 Uhr

Unbeliebtes hat auch seine Berechtigung

Seit Jahren ist Krisenmodus, seit Jahren reden wir davon, dass alles anders werden muss. Wir müssen uns retten und das geht am besten, indem man Dinge neu denkt, neu macht und neu gestaltet. Die Erfolge halten sich dabei oft in Grenzen. Viele der Maßnahmen führen leider eher zu Misserfolgen. Es ist egal, ob wir über Kindergärten, die Schule, die Ausbildung, das Sozialsystem, die Arbeitswelt, die Wirtschaft und was nicht noch alles reden.

Doch warum ist das so?

Ein für jeden verständliches Beispiel sind die Hausaufgaben. Das deutsche Schulsystem hat versagt. Seit 2000 sind alle, die je etwas mit der Schule zu tun hatten, dazu aufgefordert, mitzureden, wie es besser werden kann. Eine Gruppe ist fest davon überzeugt, die Hausaufgaben müssen weg. Das klingt verführerisch für so ziemlich jeden. Egal wie leicht oder schwer sie fallen, sie kosten wertvolle Zeit, die man mit schönen Dingen verbringen könnte oder wenigsten mit den eigenen Zielen! Die Lernforschung zeigt immer wieder, dass Wiederholung und selbst etwas machen zu größeren Lernerfolgen führt. Selbst erfolgreiche Menschen in der Wirtschaft bekommen das Prinzip des Überlernens ans Herz gelegt, also des Weiterlernens, auch wenn das Lernen des Stoffes einem bereits zum Hals raushängt. Übung führt zu mehr Sicherheit und Vertrauen auf sich selbst und je mehr harte Nüsse man geschluckt hat, desto weniger können einem Hürden in den Weg gelegt werden. All das ist aber immer wieder leicht vergessen und wird verleugnet.

Seit einiger Zeit muss auf die gerade Betroffenen gehört werden, auch wenn diese vielleicht aufgrund ihrer Betroffenheit oder ihrer Reife dazu nicht in der Lage sind. So geht es weiter mit dem Schülerwunsch, in Bayern keine unangekündigten Leistungskontrollen mehr durchzuführen. Doch sind wir ehrlich, hat der leichte Grusel in der nächsten Stunde für die mündliche Kontrolle herausgepickt zu werden oder den Satz Zettel raus, Leistungskontrolle! nicht doch dazu geführt, dass man wenigstens in den Pausen den Stoff der vorherigen Stunden nochmal wiederholt hat?

Weiter geht es in der Wirtschaft. Wir leiden unter einem Fachkräftemangel, die Wirtschaftsleistung des Landes geht so massiv herunter, dass wir abgehängt werden, aber wir kämpfen für weniger Arbeit und mehr Geld. Merkt noch jemand die Wiedersprüche? Merken die Menschen noch, wie sehr sie eine schnelle Bedürfnisbefriedigung und die Vermeidung von Unangenehmlichkeiten über die Dinge stellen, die unser Leben wirklich angenehmer machen würden?

Die Liste dieser Beispiele ist unendlich in Deutschland. An vielen Stellen wundern wir uns einfach nur, warum schöner und leichter nicht zu erfolgreicher und reicher führt. Den Unterschied zwischen unangenehm und nicht zielführend haben wir scheinbar vergessen.

Dieser Artikel soll nicht alle für dumm erklären. Doch wir müssen von der Frage wegkommen, wie man Lebensbereiche erfolgreicher macht, indem sie angenehmer werden. Meistens besteht die Lösung leider nicht darin, das zu streichen, was wir alle nicht mögen. Es muss nicht immer ein Kampf gegen das Alte sein. Leider müssen wir anfangen, mit Forschungsergebnissen, neuer Evaluation und Ehrlichkeit nachzudenken, was wirklich verändert werden muss, damit all unsere Probleme angegangen werden und sich letztendlich sogar auflösen.


Maren Zaidan
die Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN