Das beste Sportfest war das, bei dem das Wetter so schlecht war, dass wir alle heimgeschickt wurden. Das geht wahrscheinlich auch einigen Lesern so und für andere waren die Bundesjugendspiele der beste Schultag im Jahr. Trotzdem haben die Nachrichten über die Bundesjugendspiele in den letzten Monaten selbst viele Erwachsene, die beim Sportfest jedes Jahr auf Unwetter gehofft haben, schockiert.
In den schlimmsten Varianten wurden die Bundesjugendspiele für alle Klassenstufen abgeschafft, in den mildesten Varianten nur für die Grundschüler. Die Begründung war immer, dass Sportfeste die unsportlichen oder dicken oder kränklichen Kinder traumatisieren und Leistungsmessung oder Leistungsvergleiche nicht mehr stattfinden sollen. Viele Autoren waren empört. Wann soll man im Leben lernen, worin man gut ist und worin nicht? Wettstreiten Kinder nicht ständig freiwillig, selbst wenn sie in etwas nicht gut sind?
Liest man bei den Materialien über die Bundesjugendspiele selbst oder eben die gut recherchierten Artikel, stellt man fest, die Geschichte ist eine andere. Die Bundesjugendspiele werden ab diesem Schuljahr in den Grundschuljahrgängen in den meisten Disziplinen auf Grundlage des Wettbewerbs und nicht auf Grundlage des Wettkampfes ausgetragen.
Hier wird ein Thema instrumentalisiert, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Einzig die Tatsache, dass man darüber nachdenkt, einzelnen Kindern eine unangenehme Situation zu ersparen, ist ein entscheidender Punkt. Leben wir nicht ständig in einem Wettbewerb? Ist es nicht genau die Eigenschaft, die uns Menschen dazu bringt, Neues hervorzubringen und immer weiter zu verbessern? Neben der Neugier und dem Tatendrang?
Soll wirklich abgeschafft werden, was Generationen (seit Turnvater Jahn?) erleben durften? Die Freude, etwas erreicht zu haben, einmal auch gutes zu leisten, mit anderen etwas gemeinsam zu erleben, das gehört zur Entwicklung eines Menschen dazu. Ebenso die Enttäuschung, nicht vorne dabei zu sein, die Erkenntnis, sich auf anderen Ebenen wohler zu fühlen und einfach nur das Gefühl, es überstanden zu haben, sind auch erforderlich, um eine persönliche Weiterentwicklung zu fördern.
In einer Zeit, in der viele Kinderärzte, Kinderbetreuer und Grundschullehrer überwiegend eine degenerative Entwicklung der physiologischen Fähigkeiten unserer Jüngsten feststellen, sind Bewegung - gleich welcher Art und Niveau und unter welchem Namen auch immer - in Verbindung mit Gemeinschaft immer zu begrüßen.
Viele haben jedoch nicht richtig recherchiert. In den Grundschulklassen wird seit diesem Schuljahr statt Wettkampf, Wettbewerb bei den Bundesjugendspielen ausgetragen. Das bedeutet in der Kurzversion, die Schüler werden nicht mehr bundesweit, sondern nur noch in ihrem Jahrgang ihrer Schule verglichen. Da wir als ehemalige Teilnehmer selbst nachlesen mussten, was der Unterschied ist, glauben wir, für Grundschüler spielt das noch keine große Rolle. Hingegen aller Gerüchte messen die Kinder sich immer noch mit anderen. Die guten und deprimierenden Erlebnisse gibt es also weiterhin.
Wir stehen den Gerüchten und der Meinung, man sollte die Leistungen nicht mehr messen und gar nicht mehr vergleichen, sehr kritisch gegenüber. In manchen Bundesländern wird bereits Gesang und Gedichte vortragen nicht mehr bewertet. In anderen stellen manche Schüler dabei fest, dass sie vielleicht immer eine 4 im Sport haben, aber immer eine 1 im Gedichte vortragen und eine 2 im Gesang. Andere sind weder Künstler noch Sportler, aber gut in Mathe. Und wenige können mit Stolz überall eine sehr gute Leistung bringen. Solange gemessen und mit einigen anderen Gleichaltrigen verglichen wird, sehen wir keinen Grund, sich über die neue Regelung zu empören.
Doch egal, was man von der neuen Regelung hält. Die größte Kritik gilt dem Journalismus! Zum einen zeigt dieses Thema, wie schlecht heute recherchiert wird. Man könnte annehmen, auch die Journalisten lesen kurz einen schlecht recherchierten Text und machen diesen zur Grundlage ihrer Artikel. Wenn dies so ist, muss man die Kritik am Durchschnittsbürger, der Fake News, Satire und guten Journalismus nicht mehr unterscheiden kann fast zurücknehmen. Zum anderen wird an diesem einfachen Beispiel deutlich wie stark die Medien Menschen aufwühlen und die Gesellschaft spalten können.
Die Medien haben falsch berichtet, viele Menschen haben speziell den seriösen Zeitungen vertraut und sich empört oder über Erziehungs- und Lehrmodelle gestritten. Über die eigentliche Maßnahme kann man auch streiten, aber sie ist nicht so stark, dass sie selbst ehemalige Sportfestmuffel zu Sportfestverteidigern macht.
Maren Zaidan und Stefan Brackmann
die Bundesvorsitzenden
DIE FÖDERALEN