Spätestens seit der Industrialisierung arbeiten die Menschen daran, alles immer schneller zu machen. Inzwischen geht vieles nicht mehr schneller, weshalb wir angefangen haben, Dinge parallel zu erledigen. Der Coffee-to-go während der Fahrt zur Arbeit mit dem ersten zu erledigenden Telefonat über die Freisprechanlage ist dafür das beliebteste Beispiel.
Auf Kommunikation bezogen haben die SMS, WhatsApp, Signal, Telegram und ähnliches, Twitter und Co. das Leben stark verändert. Diese Kanäle schränken die Länge von Nachrichten ein. Sie bringen uns dazu, dass Treffen und Telefonate für viele als Zeitverschwendung gelten. Viele Menschen sehen inzwischen keinen Wert mehr in tiefgründigen Gesprächen. Der Brief oder die E-Mail mit mehreren Seiten sind für viele unvorstellbare Vergangenheit geworden.
Das ist eine Verarmung der Kommunikationskultur und gleichzeitig des Gedankenlebens. Da alles möglichst kurz sein muss, geht viel verloren. Selbst wenn der Sender sehr tiefgründig ist und alles bis in das letzte Detail durchdacht hat, ist er oft gezwungen alles auf eine Menge einzukürzen, die bei anderen nicht auf Ablehnung stößt. Selbst an digitalen Orten an denen eine Debatte gefragt ist, muss alles kurz gehalten werden.
So fallen viele Aspekte und Details in der Kommunikation weg. Sicherheiten, Unsicherheiten und Emotionen entfallen. Erklärungen und Kleinigkeiten gehen verloren. Am Ende kommt beim Empfänger etwas Unvollständiges an, was oft nicht verständlich oder unplausibel wirkt.
Wer gar nicht mehr nach Details gefragt wird oder mit Details von anderen konfrontiert wird, muss auch nicht mehr so weit denken. Die Konzepte in unserem Kopf sind also lückenhaft. Somit kommen wir bei vielen politischen Projekten in der großen Politik, aber auch im Aktivismus, an. Etwas gut gemeintes, auf den ersten Blick sinnvolles, kann nutzlos oder gefährlich werden, wenn niemand die Umstände und möglichen Probleme bedacht hat.
Sollten wir also die Medien verfluchen? Nein, sie bereichern unser Leben. Es ist unser Umgang, der das ganze Leben zu einem Tweet eingekĂĽrzt hat. Es sind unsere Einstellungen, die anderen keine Zeit mehr geben, ihre Punkte darzustellen oder uns Schreib- und Mundfaul machen. FĂĽr alle, die etwas anderes kennen, stellt sich die Frage, in welchen Situationen man mehr als eine Kurznachricht nutzt. Eine groĂźe Bedeutung haben die ganz jungen und neuen Generationen. Werden sie als Erwachsene in der Lage zu einem ausfĂĽhrlichen Brief sein, wenn sie nur gelernt haben, sich kurz zu fassen?
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN