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Wieder ein Merkmal mehr

Ungeimpft und ausgestoßen

Maren Zaidan, 14. August 2021 05:00 Uhr

Impfungen sind jetzt Identitätsstiftent

Es fasziniert mich. Die Menschen haben nichts von dem, was sie auswendig gelernt haben, verstanden. Alle Nachkriegsgenerationen in Deutschland haben gepredigt bekommen, dass man tolerant zu sein hat. Diskriminierung gehört in Deutschland der Vergangenheit an und wir ächten sie. Wir rennen mit allen Trends gegen Diskriminierung mit und somit müssen wir beispielsweise unsere Sprache ändern. Wir lernen ständig dazu. Nur noch ein paar Spinner würden in diesem Land andere diskriminieren. Da das Wort Spinner Menschen diskriminiert, verweigere ich mich dieses Wort zu gendern. Es wäre diskriminierend, alle zu potenziellen Spinnern zu machen, oder?

Und dann kam eine fragwürdige Impfung. Plötzlich ist es nicht mehr schlimm Menschen zu diskriminieren. Es kann offen darüber geredet werden, die Ungeimpften auszuschließen. Sie haben es so verdient. Wer anders denkt, muss doch von der Gesellschaft nicht mitgenommen werden! Man kann ja zumindest mal darüber nachdenken! Wer die Argumente der Politiker nicht annimmt, soll sehen, was er davon hat! Schließlich leben wir in einer Demokratie und haben dafür gestimmt, dass diese Politiker über uns entscheiden!

Argumentiert wird mit der Gefahr für die, die sich nicht impfen lassen können. Argumentiert wird ironischerweise mit den Nebenwirkungen der Impfung, welche die Geimpften hingenommen haben. Wer nicht geimpft ist, hat sich Zeit und Leid gespart. Die Geimpften brauchen eine Belohnung!

Wie wäre es, wenn wir alle Ärzte mit Belohnungen, wie beim Kinder- und Jugendarzt ausstatten? Vielleicht einen Lutscher für jeden Pieks und für die Diabetiker und übergewichtigen ein Erwachsenenausmalbuch?

Wo ist nur die Toleranz hin? Sie war nie da. Es war alles auswendig gelernt. Wer genau hinhörte, hörte es oft heraus. Die Menschen sind leider sehr selbstbezogen. Am Ende geht den meisten nur das eigene Schicksal und das einiger weniger enger Angehöriger nahe. Die so bunt wirkende Welt hat inzwischen so viel Falschheit angenommen, dass man schon längst vor lauter Diskriminierungsvermeidung versehentlich diskriminiert. Heute ist es keine Seltenheit mehr, Menschen mit gleichen Angehörigkeiten zu diskriminieren. Inzwischen ist jeder eine Randgruppe. Wir haben inzwischen für alles eine Randgruppe. Vielleicht möchten wir auch einfach alle etwas besonderes sein. Schauen Sie einfach mal in die Sozialen Medien! Ich staune tagtäglich darüber, wie vielen Randgruppen ich angehöre. Wenn du …, dann bist du …! Ich kenne auch niemanden mehr, der einfach nur Durchschnitt ist. Eigentlich können wir gar nicht mehr diskriminieren oder?

Ich versuche, mit der Situation von einer supertoleranten Gesellschaft ins Abseits gestellt zu werden, mit viel schwarzem Humor umzugehen. Vielleicht bringen sie die freudig zerlegte Corona-Maßnahmen-Kritiker-Bewegung sogar wieder zusammen! Das wäre doch lustig, wenn all die Spinner merken, dass sie wirklich ein gemeinsames Problem und Ziel hatten!?! Gemeinsame Probleme schweißen auch verfeindete Lager zusammen. Leider schäme ich mich in einem Land zu leben, was nie verstehen wird, wie man wirklich tolerant ist. Ich schäme mich dafür, dass die meisten Aussagen in diesem Land nur leere Worthülsen sind. Ich schäme mich dafür, dass alles nur um das Außenbild geht.

Desweiteren freue ich mich abermals über all die Unternehmen, welche blind mitmachen. Es muss Ihnen nach all den Lockdowns und Beschränkungen wirklich immer noch zu gut gehen, ansonsten könnten Sie nicht auf einen Teil der Kunden verzichten. Wissen Sie was? Ich glaube der ganze Prozess heilt unser Land wirklich. In einer Gesellschaft in der viele nicht mehr einfach nach der Arbeit ohne nachzudenken Klamotten shoppen können, nicht mehr anonym auf dem Laufband des Billig-Massenabfertigungs-Fitnessstudios trainieren können, nicht mehr mit tausenden einem einzigen Star hinterher jubeln können, gibt es wirklich Hoffnung. Meine Hoffnung ist, dass die Betroffenen anfangen ein eigenes Leben aufzubauen. Ein Leben, in dem man sich vielleicht nicht mehr achtungslos beschallt, aneinander vorbeilebt und Dinge konsumiert, die man nie brauchen wird. Vielleicht ist es nicht mehr alles so geil, aber gewinnt wieder Bedeutung. Vielleicht ist nicht dazugehören, dann eher für die Geimpften angesagt.

Aber einen Wunsch habe ich noch! Ich vermisse nun seit dem 18. Lebensjahr endgültig die Belohnungen für all die ärztlichen Untersuchungen und Eingriffe! Vielleicht könnte man kleine Überraschungsboxen im ganzen Land losschicken. Ich meine, einiges davon hat auch Zeit und Leid gekostet und es wäre doch unfair, wenn nur die einen belohnt werden!


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN