DIE FÖDERALEN fordern, dass diese Woche abgeschafft wird! Sie sollte nicht stattfinden! Wir sollten sie gar nicht leben! In der nächsten Woche sollten wir uns nur an die Woche zuvor erinnern können, nicht an diese!
Es ist Woche der Meinungsfreiheit
und die Meinungsfreiheit liegt im
Koma. Nachdem wir alle von klein auf gelernt bekommen haben, wie wichtig sie
ist und sehr viele Generationen um sie kämpften, wurde sie einfach erschlagen.
Hatte einen schweren Unfall und fiel ins Koma. Weltweit kämpfen nun die
unterschiedlichsten Gruppen darum, dass die Meinungsfreiheit wieder aufwacht
und ohne Spätfolgen weiterleben kann. Wir sitzen an ihrem Krankenbett und
weinen um sie. Wir werden niemals die lebenserhaltenden Maßnahmen einstellen.
Sie bedeutet uns alles. Wir haben es schon oft in der Geschichte geschafft sie
wieder aufzuwecken. Unsere gute Freundin hat leider schon viele Feinde gehabt.
Meinungsfreiheit ist wichtig. Das sagen alle. Doch die Pflege der Meinungsfreiheit fühlt sich an, als wäre die gesamte Gesellschaft ein Borderline-Patient. Weltweit. Wie kam es nur soweit? Die Menschen können verletzen, aber keinen Kratzer wegstecken. Die großen renommierten Medien sortieren ihre Künstler und Journalisten aus, ziehen die Farbe aus den Bildern und schneiden friedliche Szenen zu Schlachtfeldern zusammen. Die modernen Medien sperren Kanäle und Meinungsäußerungen schneller als manch einer tippen kann. Die Freunde und Verwandten verschließen die Türen oder wechseln das Thema, sobald keine hundertprozentige Übereinstimmung herrscht. Es ist nicht mehr enttäuschend, sondern ein Kompliment gesperrt zu werden. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist es sehr irritierend für den Kampf für die Meinungsfreiheit und die Demokratie seine Accounts eingeschränkt zu bekommen. Gruppierungen drängen sich selbst in eine Ecke und wundern sich dann über die Meinungen der anderen über sie. Manchen ist alles egal geworden. Sie reden vollkommen unbedacht und reißen andere mit in den Abgrund. Es wäre ja eh alles egal.
Nichts ist egal!
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels
hat eine Charta der
Meinungsfreiheit
herausgegeben. Ein Werk dem ich nach meinem
Grundverständnis von Meinungsfreiheit und Menschlichkeit gar nicht besonders
kritisch gegenüberstehen würde, wenn meine Realität nicht eine andere wäre.
Nehmen wir die 11 Punkte einfach auseinander:
1. Meinungsfreiheit ist ein universelles Menschenrecht und als solches
nicht verhandelbar. Jeder Mensch hat das Recht, die Meinungsfreiheit für sich
in Anspruch zu nehmen.
Verhandelbar scheint in diesen Tagen alles zu sein. Selbst unsere
Grundrechte. Warum müssen Menschen, die einfach nur ein wenig von der
Massenmeinung abweichen, von den Massenmedien zensiert werden?
2. Die Meinungsfreiheit beinhaltet das Recht auf Information, die
Pressefreiheit sowie die Freiheit des Publizierens und der
Berichterstattung.
Richtig, nur warum verlieren dann kritische
Journalisten ihre Jobs? Warum wurde es kleinen Bloggern immer schwerer gemacht,
zu berichten und zu referenzieren?
3. Meinungsfreiheit ist die Grundvoraussetzung für eine freie,
vielfältige und demokratische Gesellschaft. Die Meinung aller Bürger:innen
trägt zum Meinungsbildungsprozess in einer Gesellschaft bei und sichert damit
erst die Souveränität des Volkes in einer Demokratie.
Um diesen
Prozess in Gang zu bringen, darf niemand nach seiner Meinung die Meinungen der
anderen aussortieren. Dies passiert jedoch im Moment überall.
4. Meinungsfreiheit verpflichtet zu einem Umgang, der von gegenseitigem
Respekt, Zuhören, Ausredenlassen, Reflexion und argumentativem Abwägen geprägt
ist.
Verschiedene Gruppierungen werden inzwischen durch Beleidigungen
und Herabwürdigung anderer groß. Die Regierungen und die Medien fördern dies
zum Teil. Zuhören und Ausreden lassen haben die meisten Menschen nach
generationenlangen Erziehungsexperimenten verlernt. Respektlosigkeit ist der
neue Respekt!
5. Hetze und Hass werden nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt, sondern
beschädigen sie. Die Meinungsfreiheit endet da, wo die Würde eines Menschen
angegriffen wird.
Im Gegensatz zu anderen Kritiken an der Charta,
sehe ich hierin das Hauptproblem, weshalb Meinungsfreiheit in der Gesellschaft
auch EInflüsse von Regierungen und Medien nicht mehr funktioniert.
6. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, frei von Kritik zu sein. Kritik ist
der Beginn einer inhaltlichen Auseinandersetzung und somit wichtiger
Bestandteil des Meinungsbildungsprozesses.
Dafür muss Kritik auch
zugelassen werden. Dies sehe ich nirgendwo mehr. Die Menschen haben zudem
verlernt, mit Kritik umzugehen.
7. Meinungsfreiheit erfordert eine Debattenkultur, für die sowohl der
Staat wie auch die Zivilgesellschaft eine Verantwortung tragen.
Die
offene Debattenkultur wird unterdrückt. Die Untergruppen der Gesellschaft
lernen daraus oder machen aus Frust dasselbe. Auf diese Art und Weise entstehen
Extreme.
8. Jede Einschränkung der Meinungsfreiheit durch staatliche Gewalt ist
ein untrügliches Zeichen der Abkehr von einer freien, vielfältigen und
demokratischen Gesellschaft, berechtigt zum Widerstand und verpflichtet zur
Solidarität.
Was ist mit all den verbotenen Demonstrationen? Was ist
mit den Auflagen, die demonstrieren schwer machen? Was ist mit den
Pandemie-Maßnahmen, die Meinungsaustausch schwer machen?
9. Demokratische Staaten tragen insbesondere die Verantwortung, in ihrer
Außen- und Wirtschaftspolitik darauf hinzuwirken, dass Einschränkungen des
Rechts auf freie Meinungsäußerung unterbleiben.
Nur was ist, wenn man
langsam Zweifel daran bekommt, wie demokratisch, die demokratischen Staaten
noch sein möchten? Wann findet die Woche der Demokratie statt?
10. Gewaltausübung gegen Andersdenkende durch physische und psychische
Einschüchterung, Drohung und finanzielle Druckmittel ist unzulässig.
Bitte schauen Sie verschiedene YouTube-Videos. Betrachten Sie verschiedene
Meinungen, soweit dies geht und bilden Sie sich selbst ihr Urteil. Ausschluss
von unliebsamen Meinungen erzeugt Angst. Wir sind soziale Wesen. Unseren
gesellschaftlichen Status zu riskieren macht uns Angst.
11. Die Zivilgesellschaft trägt die Verantwortung, für die
Meinungsfreiheit einzutreten, Einschränkungen der Meinungsfreiheit kenntlich zu
machen und ihnen wirksam entgegenzutreten.
Dann bitte lassen Sie die
Zivilgesellschaft dafür auch die Verantwortung tragen. Die Zivilgesellschaft
wurde entmündigt.
Wie gesagt, die Charta ist in der Theorie eigentlich ganz gut. Es scheitert an der Umsetzung. Bitte, verzeihen Sie, ich möchte der Meinungsfreiheit einen Krankenbesuch abstatten. Sie ist eine wirklich gute Freundin.
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN
Quelle: https://www.woche-der-meinungsfreiheit.de/charta-der-meinungsfreiheit