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Wer stalkt denn nun wen?

Schutz oder Gefahr bei Tinder und Co.?

Maren Zaidan, 18. März 2021 09:00 Uhr

Keiner möchte bei einem Date einem Verbrechen zum Opfer fallen.

Der Konzern Match Group zu dem Dating Dienste, wie Tinder, gehören, kündigt an, nun auch mit Garbo zusammenzuarbeiten. Garbo ist eine Non-Profit-Organisation, welche Hintergrundchecks in den USA anbieten. Gewisse kleinere Delikte werden dabei nicht berücksichtigt. Garbo geht es darum vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen. Die Hintergrundchecks von Garbo haben es günstiger und einfacher gemacht, Menschen bezüglich Vorbestrafungen in den USA zu prüfen. Alles was für die Checks nötig ist, ist eine Telefonnummer und der Vorname. Die Match Group möchte diese Checks jedoch nicht kostenlos anbieten.

Deutschland ist noch nicht betroffen. Aber wir kennen inzwischen die Dominoeffekte und somit möchte ich mich heute schon mit einer Frage von morgen beschäftigen. Als ich von dem Vorhaben erfahren habe, war ich sehr hin- und hergerissen. Keiner möchte Opfer von Gewalt werden. Blinddates und Online Dating sind eine Hoffnung für Singles, aber auch mit vielen Gefahren verbunden. Also ein dickes Plus für die Aktion. Andererseits leben wir in einer Welt des gläsernen Bürgers, der Shitstroms und der allmächtigen Internetgroßkonzerne.

Es stellt sich also die Frage, was besser ist? Was ist mit dem Recht auf Vergessen oder eine zweite Chance? Was ist mit dem Recht auf Sicherheit und Gesundheit? Gerade in diesen Tagen merkt man, wie uns Aussagen, denen jeder Zustimmen würde, auch zum Verhängnis werden. “Die Gesundheit ist das wichtigste!” - und zack, werden uns seit einem Jahr die Grundrechte eingeschränkt, das normale Leben genommen und wer etwas dagegen sagt, wird als moralisch verkommen abgestempelt.

Das Internet ist bereits unheimlich. Smartphones sind unheimlich. Wer hat noch nicht das erste mal über etwas gesprochen und geredet und plötzlich Internetwerbung dafür erhalten? Eine gute Mischung an sehr unterschiedlichen Kontakten macht das ganze perfekt, denn dann erscheint unter der Werbung für die neuen Skier, eine Anzeige für Treppenlifte. Huch? Jetzt habe ich Angst vor gewissen Sportarten, den sie führen zu Gehbehinderungen! Die sozialen Medien machen es schwer zwischen privat und beruflich zu unterscheiden. Eigentlich nicht dürfen und nicht machen, sind zwei unterschiedliche Schuhe.

Beim Backgroundcheck im Privatraum gibt es nicht nur eine Seite. Es gibt auch die Personen, die einfach Freude daran haben, Dreck über andere hervorzukehren. Der Hinweis, dass Garbo gewisse kleinere Delikte ignoriert, ist auch ein schönes, aber fragwürdiges Argument für die Praxis. Denn Garbo und die Match Group könnten Daten nutzen, die sie nicht an die Kunden weitergeben. Die Menschheit könnte ein noch höheres Sicherheitsbedürfnis erlangen und es für nötig empfinden auch den kleinen Delikten nachzugehen.

Und somit haben wir einen neuen Segen und zugleich einen neuen Fluch des Internets entdeckt.


Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FĂ–DERALEN