Wir haben in diesem Jahr den Versuch gewagt, ganz offen Meinungen und Berichte zu Beziehungsentwicklungen während und nach der Coronakrise in Form einer Umfrage zu erheben. Da wir alles ganz korrekt machen wollen und nicht mit den Mitteln arbeiten, die wir bei anderen kritisieren, möchten wir keine statistische Auswertung oder zu viel Interpretation veröffentlichen. Gewisse Schlüsse aus unseren Teilnehmerzahlen und der Verteilung zu ziehen, wäre methodisch falsch und verfälschend. Im Gegensatz zu anderen Ergebnissen, über die man so etwas sagen könnte, bietet diese Umfrage trotzdem eine Lehre.
Wir baten mehrmals darum, die Umfrage auszufüllen und zu verteilen, egal wo man im Meinungsspektrum angesiedelt ist und egal in welchem Meinungsspektrum die Umfrage landet. Das hätte für uns auch zur Gefahr werden können. Doch stattdessen mussten wir lernen, dass auch im Jahr 2024 die Hemmung dieses Thema in anderen Meinungsspektren anschneiden zu groß ist. Auch unsere Teilnehmer beklagten im Feedback die immer noch vorherrschende Furcht, über das Thema frei zu reden. Das Vertrauen, eine Meinung und eigene Erfahrungen abzugeben, ist zerstört. Trotz allem hatten auch wir Teilnehmer, welche mit den damaligen Ansichten der Partei nicht übereinstimmten. Gleicht man das von uns erlebte mit anderen Berichten ab, erfährt man, dass das Misstrauen in alle Organisationen, die Meinungen sammeln gebrochen ist. Das spezielle Thema Corona spaltet immer noch die Nation - die einen, die nicht damit aufhören und die anderen, die diese Zeit einfach verdrängen möchten.
Ein weiteres Misstrauen besteht in der Sammlung von Umfragedaten und die verfĂĽgbaren elektronischen Tools. Die Angst vor der Datenkrake, den Konzernen, dem Verkauf von Daten oder versteckten RĂĽckschlĂĽssen ist zu groĂź geworden.
Jedoch zeigten die, die teilgenommen haben, ein Bedürfnis, über ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten, indem sie eigene Einträge machten oder Feedbacks in Textform gaben. Dies geschah teilweise auch über Informationen wie die Berufstätigkeit, die bei uns nicht erfragt wurden. Der Bedarf, die damalige Situation zu verarbeiten oder aufzuarbeiten, ist also da. Die Sorgen über die verlorenen Beziehungen, die teils gehemmten neuen Beziehungen und die immer noch vorhandenen Vorurteile gegenüber einander überwiegen den Frust über die mit einer anderen Meinung.
Die Situation bestätigt, was so oft bereits kritisiert wird. Die Orte und Möglichkeiten, das ganze Meinungsspektrum zu erfragen oder auch nur offen zu reden, gibt es nicht. Es gibt Meinungsblasen und Orte, an denen man sich an das anpasst, was man für gewünscht hält oder schweigt. Durch die Moralisierung und die teils vorhandene Anfeindung von Menschen mit anderer Einstellung wird der eigentliche Wille zum Austausch gebremst und damit auch der Weg zu Kompromissen oder besseren Lösungen verbaut.
Geschäftsführender Vorstand
DIE FĂ–DERALEN