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Prognosen ohne Bestand

Wenn die Kristallkugel beschlägt

Stefan Brackmann, 14. Oktober 2021 11:00 Uhr

Dieser Text ist besonders aktuell und die Grundlage dafür war zu erwarten. Was ist also passiert? Waren die Wirtschaftsforschungsinstitute im Frühjahr noch optimistisch, dass sich unsere Wirtschaft in diesem Jahr mit einem großen Schritt wieder erholt, mussten sie jetzt in ihrem Herbstgutachten einen Rückzieher machen.

Statt eines Wachstums von ursprünglich 3,7 % wird nur noch eine Erholung von 2,4 % erwartet. Was für ein Zufall! Sind doch schon 9 Monate des Jahres um und damit 75 Prozent der notwendigen Daten bereits vorhanden. Und selbst das restliche Viertel erscheint für die Institute nicht greifbar zu sein.

Angesichts der ebenfalls aktuell aufkommenden Pläne der Automobilindustrie, sich zu erneuern was nichts anderes heißt, auf den elektrifizierten Klimazug aufzuspringen und sich von zehntausenden von Mitarbeitern zu trennen halte ich selbst die aktuelle Prognose für nicht haltbar. Selbst wenn man höhere Preise, die ja auch in der Statistik zu höheren Umsätzen führen, berücksichtigt.

Ob sich jemand traut, eine inflationsbereinigte Prognose abzugeben? Da kämen wir wahrscheinlich der sogenannten Null-Linie immer näher.

Ich verfolge diese Wirtschaftsprognosen nun schon eine sehr lange Zeit und stelle mir immer häufiger die Frage, ob diese Experten-Gremien überhaupt noch auf Grundlage der Realität entscheiden oder ob sie, wie die meisten Politiker selbst den Preis für ein Pfund Butter nicht mehr kennen. Diese Gutachten als Basis einer Regelung anzusehen, führt leider zu dieser erschreckenden, den Mittelstand und die Belange der Arbeitnehmer völlig außer Acht lassenden Wirtschaftspolitik.

Solche Überraschungen sind in erster Linie einer beschlagenen Kristallkugel anzulasten, wird sie doch nur zweimal im Jahr herausgeholt. Eine Wirtschaftsprognose auf Basis eines Multifaktoren-Modells ist mit unseren aktuellen Rechnerkapazitäten tagesaktuell auf einem Smartphone zu erstellen. Überraschungen blieben dann aus. Ein gesunder Menschenverstand wird hier wohl auch ähnliche Ergebnisse liefern und spart zudem auch noch viel Geld.


Stefan Brackmann
Bundesvorsitzender
DIE FÖDERALEN



Quelle:
Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute