Da war mir doch heute Morgen noch nicht ganz klar, worĂĽber ich mich heute einmal zu Wort melden sollte. Nach einem kurzen gedanklichen Abstecher zum Thema Urlaub, kam mir ein Anruf zur Hilfe. Eine nette Dame aus Berlin hat mich um 7:43 Uhr angerufen und mich in die Wirklichkeit zurĂĽckgeholt.
Es war ein Anruf der zuständigen Versammlungsbehörde in Berlin für die von mir angemeldete Demonstration in der Hauptstadt am 2. August auf dem Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor. Diese hatte ich vor zwei Wochen angemeldet und bereits mehrere Telefonate mit dem für mich zuständigen Sachbearbeiter geführt. Gestern kam auch eine Anmeldebestätigung mit den aktuell notwendigen Informationen und Auflagen.
Wie üblich, habe ich auch gestern die genauen Spezifikationen und Gerätschaften
abschlieĂźend dokumentiert, die wir zur DurchfĂĽhrung dieser Veranstaltung
benötigen und auch vor Ort einsetzen wollten. Der heutige Anruf hat mich dann
jedoch in die Welt zurĂĽckgeholt, die ich aus Asterix-Comics kenne. Wer kennt
nicht die Geschichte vom Passierschein A38? Eine Formalität
verwaltungstechnischer Art
.
Konnte ich bei Asterix noch drĂĽber lachen, verging mir dieses nach dem
Gespräch. Da wurde mir doch klar gemacht, dass ein Backstage-Bereich
mit
entsprechenden Absperrungen durch PKWs nicht möglich sei und nicht in der
Zuständigkeit der Behörde liegt, mit der ich seit über zwei Wochen rege und
sehr angenehm kommuniziert habe. Ich hätte mich an eine andere Dienststelle
richten müssen, dafür sei es jetzt allerdings zu spät.
Jetzt werden wir die Planung wieder etwas zurĂĽckfahren mĂĽssen und selbst ein Zelt darf nur zum Schutz der Technik aufgestellt werden und ist nicht zum Unterstellen der Akteure da.
Es war zwar nicht die erste Demonstration, die ich angemeldet habe, aber die
erste in dieser Größenordnung und die erste in Berlin. Es war schon eine
Herausforderung bei Kooperationsgesprächen in Duisburg, 7 oder sogar 9 Beamten
der Polizei, Ordnungsamt und Krisenstab gegenĂĽber zu sitzen, um eine einfache
Versammlung zu besprechen.
Was mir aber auffällt ist, dass von vornherein vorausgesetzt wird, dass man sich mit den Strukturen der Behörden vor Ort und deren Gepflogenheiten auskennt. Diese Behörden sollen uns als Versammlung schützen und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Das ist bisher zweifelsfrei gelungen und dafür bin ich auch sehr dankbar.
Eine gute Zusammenarbeit mit dem BĂĽrger sollte jedoch weit darĂĽber hinaus gehen.
Internetseiten der Städte, bei denen man sich nicht zurechtfindet, unfreundliche, teils gestresste Mitarbeiter und Öffnungszeiten, die wenig mit der Lebenswirklichkeit vereinbar sind, sind nur ein paar Beispiele wo Verbesserung nottut.
Formulare, die aus den 80er Jahren zu stammen scheinen, müssen jährlich neu eingereicht werden, obwohl sich an der Datenlage nichts ändert; dieses ist ein weiteres Beispiel für eine Bürokratie, die sich verselbständigt hat.
Wenn nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt der Bestrebungen einer Gesellschaft steht, dann ist da meines Erachtens etwas schiefgelaufen.
Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FĂ–DERALEN
Quelle: eigene Erfahrungen/Beobachtungen