Mein heutiges Werk ist wieder einmal der Finanz und Wirtschaft (FuW) zu
verdanken. In der Online-Ausgabe erschien gestern ein Artikel namens Annual
recorded spending on lobbying in the US by big tech firms
. Eine Grafik zeigte
die steigende Zahl der Ausgaben für Lobbyarbeit der fünf größten
US-Technologiefirmen von 1998 bis 2019. Was zu erwarten war, sind diese
gestiegen. Und zwar von rund $ 4 Millionen in 1998 auf ĂĽber $ 60 Millionen in
2019. Der größte Anstieg fand allerdings erst ab dem Jahre 2011 statt. Das fand
ich doch spannend und habe mich dieses Themas einmal angenommen.
Fangen wir mal beim Begriff Lobby als solches an. Zunächst einmal erscheint der Begriff harmlos. Er reiht sich ein in eine Kette von Namen wie: Robbi, Tobbi (nein, das Fliewatüüt passt hier wirklich nicht rein) oder zuletzt Dobby. Dabei geht es aber um etwas ganz anderes.
Lobby ist die im englischen gebräuchliche Bezeichnung für Wandelhalle. Diese befindet sich im Parlamentsgebäude und dient dem Zusammentreffen von Abgeordneten mit Wählern oder Interessengruppen. Eine weitere Definition ist die der Interessengruppe, die versucht, Entscheidungen von Abgeordneten zu beeinflussen. Oha, denke ich, dann schauen wir mal nach, was da so in deutschen Parlamenten wandelt.
Man wird schnell fündig. Der Deutsche Bundestag veröffentlicht seit 1972 eine öffentliche Liste registrierter Lobbyverbände. Die aktuelle Ausgabe vom 24.07.2020 (das ist ja heute!) ist tatsächlich online abrufbar und mittlerweile 865 Seiten stark. Nach Durchsicht dieser Liste brauche ich erst einmal was zum Trinken.
Dort sind mittlerweile sage und schreibe 2263 Verbände gelistet und es ist wie
eine Schatzkammer. Dort sind von jedem Verband Adresse, Kontaktdaten, Vorstände
und Geschäftsführung gelistet mit Interessenbereichen und Mitgliederzahlen. Es
sind so illustre Verbände dabei wie z. B. Verband der Deutschen
Tapetenindustrie e.V.
oder Der Backzutatenverband e.V.
. Wer etwas
WochenendlektĂĽre sucht, hier kann man sich kostengĂĽnstig Wissen aneignen.
Es gibt auch BranchenĂĽbersichten, so kann man beispielsweise erfahren, dass 16
Verbände aus der Landwirtschaft dort aufgeführt sind, darunter auch der
Verband deutscher Hopfenpflanzer e.V.
. Es ist wirklich interessant.
Mehr aber auch nicht! Hier wird augenscheinlich Transparenz vorgespielt, ohne
aufzuzeigen, wer wann und mit wem dort spricht. Und ĂĽber welche Themen. Es wird
auch nicht vermerkt, wieviel Geld dafĂĽr aufgewendet wird wie im obigen Beispiel
der amerikanischen Technologiekonzerne. Geld, das letzten Endes der Verbraucher
wieder zahlen muss. Und wofĂĽr gibt es dann auch noch immer diese Autogipfel
,
Pharmagipfel
oder sonstige ZusammenkĂĽnfte? Nur um uns vorzugaukeln, dass dort
intensiv an Lösungen gearbeitet wird?
Lesen bildet!
Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FĂ–DERALEN
Quelle: FuW; Deutsches Wörterbuch; Deutscher Bundestag