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Die Stunde der „Leisen“

Wie Empathie uns jetzt hilft

Stefan Brackmann, 14. Juli 2020 18:59 Uhr

Wir leben in einer Zeit der Unsicherheit, der Angst und Ungewissheit. Ob diese Gefühle berechtigt sind oder nur künstlich herbeigeführt wurden, sei an dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht relevant.

Durch diese die Menschen stark beeinflussenden Emotionen ist auch deren Verhalten sehr gut prognostizierbar, im schlimmsten Fall sogar steuerbar. Das ist seit langer Zeit bekannt und wird – auch in aktuellen Büchern – sehr gut beschrieben.

Trotz dieses Wissens funktionieren diese Beeinflussungsmethoden ausgezeichnet. Selbst augenscheinlich homogene Gruppen, die ein klares Ziel vor Augen haben, können mit minimalstem Aufwand gespalten, verunsichert und bis in die Selbstzerstörung getrieben werden. Das Wort Zersetzung sei hier genannt, es wird dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der DDR zugeschrieben.

Ein kleiner Post hier, etwas Kritisches da geschrieben und schon hat man die besten Voraussetzungen geschaffen. Wenn dann eine Nachricht in GROSSBUCHSTABEN oder besser noch: in G R O S S B U C H S T A B E N mit mehreren Anführungszeichen geschrieben wird, weiß man, dass man am Ziel angekommen ist. Großbuchstaben gelten im Internet als Schreien.

Jetzt kommen wir zum Thema. Wer schreit, hat Recht! heißt ein Sprichwort. Eine Steigerung davon gibt es auch noch, ergänzt um die Worte: am Lautesten. Das ist tatsächlich häufig anzutreffen. Denn die Schreihälse hört man, die bekommen Aufmerksamkeit. Deshalb findet man solche Menschen oft an Positionen, die öffentlichkeitswirksam sind.

Doch ist das der richtige Weg? Es gibt auch Gegenbeispiele, die sagen: Wer schreit, hat Unrecht. Ihm fehlen die Argumente. Und am wichtigsten, es fehlt dem Schreienden an Empathie.

Hier ist jetzt der Leise gefragt, der Einfühlende, der Mit- und an den Anderen-Denkende. Er ist in der Lage, zuzuhören, nicht zu sprechen. Er ist in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen und sein Gegenüber ernst zu nehmen. Ernst zu nehmen mit allen Ängsten und Nöten. Aber auch mit allen seinen Fähigkeiten, seinen Ideen. Denn jeder Mensch ist einzigartig und kann seinem Herzen folgen und sich in irgendeiner Form einbringen. Einbringen in ein großes, Ganzes, das man Gemeinschaft nennt. Möge diese Gemeinschaft die Basis sein für eine neue, friedliche und für Alle segensreiche Zukunft!

Den Mutigen und Leisen gehört diese Zeit!


Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FÖDERALEN



Quelle: Inspiration durch einen lieben Menschen