Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist wegen der Folgen der Corona-Krise erneut gestiegen. Im Juni waren 2,853 Millionen Menschen ohne Job, 637.000 mehr als vor einem Jahr. Hoffnung macht eine Konjunkturprognose.
Alleine dieser kurze Ausschnitt aus der Online-Ausgabe der Welt vom heutigen Tag zeigt folgende Problematiken auf:
Die Zahl der Arbeitslosen ist nicht wegen der Corona-Krise erneut gestiegen. Richtig muss der Satz heißen: „Die Zahl der Arbeitslosen ist wegen der (verfehlten und übertriebenen) Maßnahmen zur Bekämpfung einer (nachweislich nicht vorhandenen) Pandemie gestiegen. Hier wird vom Problem abgelenkt. Die deutsche Wirtschaft ist durch fehlerhafte politische Weichenstellungen der vergangenen Jahre schon seit längerem unter Druck und hier wird ein „Scheinproblem“ – und damit etwas nicht Angreifbares – herangezogen, um die Bevölkerung von der eigenen Unfähigkeit abzulenken.
Zahlenspiele: Eine Zahl kann man nur richtig ins Verhältnis setzten, wenn Zähler und Nenner die gleiche Basis haben. Dies ist hier nicht der Fall. Eine Berechnung erfordert daher eine etwas höhere Anstrengung, die in der Regel nicht erfolgt. Dies hätte man einfach lösen können, indem man das Ergebnis dokumentiert. „Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni um 28,7 % im Verhältnis zum Vorjahr gestiegen.“ Kann man sich dann ein besseres Bild machen?
Hoffnung: Eine Konjunkturprognose macht also Hoffnung? Worauf? Wir haben es bei den Arbeitslosenzahlen mit einem sogenannten nachlaufenden Indikator zu tun, d. h. selbst bei einem sofortigen Einstellen aller Corona-Maßnahmen wird sich die Zahl nicht kurzfristig ändern, sondern sich sogar noch weiter verschlechtern. Darüber hinaus waren Konjunkturprognosen in Abschwächungszyklen immer mit sehr viel Zweckoptimismus ausgestattet und sind daher mit großer Skepsis zu begegnen.
Dieses kurze Beispiel zeigt schon, wie selbst die Fachpresse heute mit subtilen Methoden die Leserschaft in eine Richtung lenkt, die von den wahren Problemen der heutigen Zeit ablenkt.
Stefan Brackmann
stellvertretender Bundesgeschäftsführer
DIE FÖDERALEN
Quelle: WELT.de vom 1.7.2020