Über vieles kann man verschiedener Meinung sein, aber diesmal sind verschiedene Meinungen für mich einfach ein Widerspruch zu jedem Problemlösungsverständnis.
Seit der ersten Pisa-Studie wurde in Deutschland daran gearbeitet, wie das Bildungssystem verbessert werden kann. Auch wenn inzwischen etliche Jahrgänge unter Lehr-Experimenten leiden mussten, wurde wenigstens probiert, etwas zum Positiven zu ändern. Noch länger besteht die Kritik am Bildungssystem. Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen beklagen seit Jahrzehnten die Schwierigkeit, angemessene Auszubildende zu finden. Das alles wurde während der Pandemie noch weiter vernachlässigt. Im letzten Jahr kam dann das schreckliche Erwachen! Immer mehr Schüler haben Förderbedarf. Die Grundschüler erfüllen die Leistungsanforderungen zu einem hohen Anteil nicht mehr. Die Einschulungstests wurden oftmals gestrichen, weshalb bei einigen Kindern nicht klar ist, ob sie gar nicht regulär eingeschult sein dürften. Dazu kommt aus verschiedenen Gründen ein immer stärker werdender Lehrermangel. Dieser führt zu noch mehr Schulausfall und schlechtem Vertretungsunterricht.
Die im Moment teilweise vorgeschlagenen Lösungen könnte man eher in die Liste der Probleme aufnehmen. Wie kann die GEW die Lehrpläne zusammenkürzen wollen und vorschlagen Leistungsmessungen einzusparen? Warum stürzt man sich so stark auf die Sonderfälle in denen Schulbegleiter nötig sind oder hilfreich wären? Es ist unwahrscheinlich, dass die heutigen Grundschüler wirklich dümmer oder weniger entwickelt oder kränker sind als die Kinder vor ihnen. Sie haben in den letzten Jahren einfach unter sehr ungünstigen Bedingungen gelernt und gelebt. Keine Klassenarbeit ist angenehm, aber Leistungsmessungen geben den Lehrern, Eltern und den Kindern selbst eine Möglichkeit die Stärken und Schwächen herauszufinden. Jeder ehemalige Abiturient oder Student weiß, wie es ist auf ein oder zwei Noten angewiesen zu sein. Umso weniger Zensuren es gibt, umso unausgleichbar wird das Missgeschick von einem schlechten Tag oder der reine Glückstreffer. Es ist auch bekannt, dass es nicht nur Lern- sondern auch Testtypen gibt. Nur wenige Leistungsabfragen können sich also nachteilig auswirken.
Die Umsetzung des Landes NRW und die vorherigen Vorschläge, Teilzeit bei Lehrern zu beschränken und an familiäre Gründe zu binden, wirft die Frage auf, warum Menschen in Deutschland immer weiter in ihren Freiheiten beschränkt werden. Ist es dem Ziel dienlich, den Beruf des Lehrers noch unattraktiver zu machen?
Das Ganze ist ein Beispiel für die schlechten Problemlösungsfähigkeiten der heutigen Erwachsenen. Leider haben wir damit das Schicksal der nächsten Generationen auf dem Gewissen. Deutschland erfreute sich darüber, dass wir in Naturwissenschaften zwar nicht mehr besonders herausragend sind, aber die Kinder gute praktische Problemlösefähigkeiten hätten. Leider scheinen diese Jahrgänge entweder noch nichts zu sagen haben oder auch hier ging etwas verloren oder wurde verfälscht.
Egal mit welchem Problem in diesem Staat man sich beschäftigt, am Ende geht alles zurück auf das Bildungssystem. Das sollten wir einsehen und ernst nehmen. Bildung einkürzen, um mit den Lehrern auszukommen, ist eine beliebte Lösung aus der Zeichentrickserie “Die Simpsons”. Als die entsprechenden Folgen neu waren, haben wir in Deutschland noch arrogant über die Bildungsprobleme in den USA gelacht und gemeint den Geographieunterricht zu streichen, weil man dann weniger Lehrer und Landkarten braucht, wäre nur eine dumme Parodie. Willkommen im deutschen Springfield! Die damalige Hauptzielgruppe hat sich übrigens zu stark gegen den Beruf Lehrer entschieden. Ansonsten hätten wir zumindest keinen Lehrermangel. Hier beginnt die Kette der Auswirkungen. Wer wird Lehrer, wenn die ganze Generation als dumm galt und für Lehrexperimente herhalten musste?
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN
Quelle:
https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/nrw-schraenkt-teilzeit-fuer-lehrer-ein_aid-84559443