An den Braunschweiger Grundschulen startet im Rahmen eines Forschungsprojektes das Unterrichtsfach “Glück”. Hierfür werden junge Lehrer eingesetzt, welche dafür zusätzlich ausgebildet wurden. Das Fach basiert auf dem Wissen aus der positiven Psychologie und bindet auch die Familien der Schüler mit ein.
Unser Schulsystem braucht neue Wege? Ist dies einer? In einer Zeit steigender Zahlen von Depressionen auch unter Kindern und Jugendlichen, einer Zeit der Krisen und Ängste?
Glück und Schule sind für mich zunächst ein Widerspruch. Wenn ich daran denke, was ich mit Schule verbinde und aus der heutigen Perspektive darauf schaue, verstehe ich bereits, warum für das Projekt junge Lehrer eingesetzt werden. Es gibt in allen Altersklassen gute und liebe Lehrer, aber wenn ich über den Schnitt nachdenke, stellt sich die Frage, ob das deutsche Schulsystem seine Lehrer mit den Jahren auslaugt. Die jungen Lehrer haben Freude an der Arbeit. Die Lehrer kurz vor der Rente unterrichten nur noch die kleinen süßen Kinder, um nochmal Freude am Job zu haben und das meiste zwischendrin ist nur genervt und rächt sich öfter an den Schülern für den Job!
Kann man Glück lernen? Die positive Psychologie entstand, weil die Psychologie sich immer mit dem Kranken und dem vom Schnitt abweichenden beschäftigt hat. Auch ich habe gelernt, dass wir das Kranke betrachten, um über das gesunde Verhalten zu lernen. Die positive Psychologie wurde begonnen, um vom Guten, Gesunden und Positiven zu lernen. Betrachtet man die Erkenntnisse und die Anwendungen des Gebietes, kann man es befürworten. Die Erkenntnisse sind zum Beispiel heute in vielen modernen Unternehmen integriert und helfen. Doch das System Schule krankt und ist weder ein hippes Start Up noch ein sich immer neu erfindender Großkonzern! Das Land ist im Moment ein System, in dem Kinder immer wieder sozial isoliert wurden, Zukunftsängste durch vernachlässigte Bildung entstanden und Kinder nicht mehr altersgerecht entwickelt sind, weil zu wenig Förderung da ist.
Also Glück als Unterrichtsfach? Positive Psychologie sollte in Schulen Einzug halten, aber nicht als Unterrichtsfach. Ein paar Stunden Glücksunterricht, zwischen vielen anderen deprimierenden Stunden in heruntergekommenen Klassenzimmern oder am Laptop allein im Kinderzimmer, wirken eher zynisch. Zu lernen, mit welchen Lebenseinstellungen man glücklicher ist, hilft wenig, wenn Papa gerade seinen Job verliert, Mama zu wenig verdient, um diesen Winter heizen zu können und der große Bruder keine Ausbildung aufgrund seiner ungenügenden Noten und der drei nicht richtig stattgefundenen Schuljahre findet. Sich gegenseitig nette Karten zu schreiben, trägt vielleicht zur Sozialkompetenz bei und hilft vielleicht auch Kinder wieder zum Schreiben zu ermuntern. Aber in einer Welt, in der echtes Mobbing, also verbale oder physische Angriffe oder Ignoranz einer Person jede Woche über mindestens ein halbes Jahr, schon ab dem Kindergartenalter, stattfinden, ist es für manch einen auch eher zynisch. Glück nur für die Glücklichen!?!
Gegenvorschlag: Weder Lehrer verurteilen noch pauschal schützen.
Was kann getan werden, damit die richtigen Menschen den Beruf ergreifen?
Was macht den Beruf mit der Zeit zur Qual und wie kann das geändert werden?
Das Ziel ist, Krankenstände zu senken, mehr Lehrer zu haben und bei den vorhandenen die Lust auf ihre Aufgaben zu erhöhen. Schulen belebt halten und nicht durch Homeschooling ersetzen. Schulgebäude auf dem aktuellen Stand halten und kinderfreundlich gestalten. Warum müssen sich Erwachsene am Arbeitsplatz wohl fühlen, aber Kinder müssen sich mit allem abfinden? Allen Lehrkräften und Erziehern etwas über die Umsetzung positiver Psychologie lehren, damit der Matheunterricht nicht zum Depressionsunterricht wird. Schulpsychologen und Beratungslehrer in ausreichendem Maß einsetzen.
Maren Zaidan
Bundesvorsitzende
DIE FÖDERALEN
Quelle:
https://www.news4teachers.de/2022/10/forschungsprojekt-glueck-wird-an-16-grundschulen-zum-schulfach/